Der heutige Gast der Freitagsreihe Hamburger Menschen ist den meisten Bewohnern, die zentral in der Hansestadt wohnen, oder Veranstaltungen und Konzerte besuchen, bestimmt schonmal über den Weg gelaufen – ungefähr so war auch unser erstes Treffen vor gefühlt zig Jahren. Auf einmal war er da – ich glaube, es war im Park Fiction und ich sollte an einem Glücksrad drehen. "Verrückter Typ!", dachte ich damals (und auch heute noch und meine es mehr als positiv).
Jannes Vahl ist Redakteur. Und noch viel mehr: Am 1.7.2000 tanzte er seinen Abiball in Oldenburg, nur zwei Tage später ging es für ihn nach Hamburg. Er erledigte ein paar Praktika und die Ausbildung zum
Werbekaufmann, schrieb für diverse Stadtmagazine und die Tagespresse. Bis er 2011 mit zwei Freunden einen gemeinnützigen Verein für Hamburg von Hamburgern gründete. Doch weil er es viel besser erzählen kann, Jannes, leg los,
Seit wann bist du in Hamburg?
Seit dem 3.
Juli 2000. Ich weiß das so genau, weil ich am Samstag, den 1. Juli
Abiball hatte, nachts Joko kennengelernt habe, mit dem ich heute Agentur
und Verein mache, und am Tag nach dem Kater aus meinem geliebten, aber
viel zu kleinen Oldenburg raus wollte in die große Welt.
Photocredit: Julia Schwendner
Erzähl mal von deinem Beruf?
Ich
bin gelernter Werber und Journalist und war zuletzt Redaktionsleiter
bei Hamburgs größtem Stadtmagazin. Gemeinsam mit zwei Freunden, die auch
„was mit Medien“ gemacht haben, haben wir die flutlotsen und den clubkinder e.V. gegründet. Die Agentur macht Text, PR und Events, das
was wir gut können, unser gemeinnütziger Verein sammelt Spenden mit
ungewöhnlichen Aktionen. Das können wir ehrlich gesagt auch ziemlich
gut. Für beides haben wir unser ganzes Wissen, Geld und unsere Konkakte
zusammengeschmissen: ein sehr fruchtbarer Boden. Trotz des Fun Facts,
dass wir eigentlich kaum Geld hatten.
Was wäre dein Job, würdest du nicht das machen, was du jetzt machst?
Dann wäre ich wohl Reise- oder Musikjournalist und würde gerade mit Eddie Vedder durch Kanada reisen.
Was machst du, wenn du nicht arbeitest?
Das
kommt kaum vor. Ich liebe meine Arbeit schon sehr. Zumal viele meiner
Freunde flutlotsen oder clubkinder sind und Restaurants, Partys und
Konzerte ja auch zu unserer Arbeit gehören. Aber wenn, dann muss ich
runterkommen: mit Musik auf den Ohren auf dem Fahrrad, auf dem
Basketballplatz, nachts im Schwimmbad, vor einem lustigen oder einem
Horrorfilm, hinter einem guten Buch oder auf Reisen.
Photocredits: Tino Rieger / Julia Schwendner / Tord Henning Zich
In welchem Stadtteil von Hamburg lebst du?
Winterhude.
Das war 2000 noch anders. Heute hält mich da nur die Tatsache, dass
mein Mietvertrag quasi noch aus dem Mittelalter stammt und dass ich 20
Minuten mit dem Rad nach St. Pauli ins Bureau brauche. Und, dass ich da
mit meiner Schwester zusammenwohne.
Möchtest du nochmal in einem Anderen wohnen?
Alles bleibt anders.
Wo würdest du dein Traumhaus bauen?
Momentan in Kanadas Wildnis. Oder auf meiner Geheiminsel, wo ich regelmäßig alleine und ohne Technik Urlaub mache.
Was macht Hamburg für dich zur Kulturstadt #1?
Das
frage ich mich auch. Ein paar gute Freunde, die in dem Bereich sehr
gute Arbeit machen, und ein paar Bewahrer. Ich beobachte die kulturellen
Szenen ja schon sehr lange sehr intensiv. In Hamburg kann schon jeder
gut unterhalten werden, aber es fehlen eindeutig Erneuerer und Verrückte
mit guten Ideen.
Photocredit: Eva Napp
Was würdest du ändern, wenn du Bürgermeister wärst?
Geld von oben nach unten.
Liebe von unten nach oben.
Bücher für alle für den Kopf.
Fahrräder für alle für den Bauch.
Und ich habe sehr originelle Ideen für Gesetze und Straftäter.
Warum Hamburg und nicht Berlin oder New York?
flutlotsen.
clubkinder. Freundin. Freunde. Schwester. In den ach so aufregenden
Metropolen bin ich lieber ein guter Gast. Sage ich jetzt.
Alster oder Elbe?
Elbe. Bei meinem St. Pauli. Wegen des Fernwehs.
Wieviel Stunden am Tag ist dein Smartphone an?
24. Aber 21 gehe ich nicht ran. Die Leute sollten sowieso mal weniger auf Displays schauen und mehr in Gesichter.
Keine Frage, Platz für deine Antwort oder was du loswerden möchtest:
Denkt so oft wie möglich darüber nach, was ihr unseren Kindern für eine Welt übergeben wollt.
Lieblingssong des Moment?
„The River“ von Bruce Springsteen. Und 1000 andere.
Lieblingssong forever?
„I am Mine“ von Pearl Jam. Und 1000 andere.
Drei Plätze, die man sich in Hamburg unbedingt angeschaut haben sollte:
Das clubkinder-Spendenkonto, jeden Ort für Kultur und das Gaypornokino Erotixxx
Die Wipperfelds aus Oldenburg und alle Vahls.
Schickes Interview. Schön auch, dass ich Jannes Antworten mit seiner Stimme im Kopf auf die gewohnt liebevoll flapsige Art gelesen habe.
AntwortenLöschenDer Vollständigkeit halber hier noch das angesprochene Spendenkonto des clubkinder e.V.:
Hamburger Sparkasse
Bankleitzahl: 20050550
Kontonummer: 1194102743
Kontoinhaber: clubkinder e.V.
Betreff: clubkinder Spende *Name* *Datum*