Zu Gast bei Designerin Ethel Vaughn in Hamburg Altona - Kathrynsky's

Dienstag, März 17, 2015

Zu Gast bei Designerin Ethel Vaughn in Hamburg Altona

Das Mode-Label Ethel Vaughn gibt es seit dem Sommer 2010 und ist für mich die perfekte Vereinigung von urbaner Avantgarde, Sportswear, kräftigen Farben, Alltag und extrovertierten Klassikern – Kadda, die Designerin, ist für mich eine Meisterin der 90er Jahre Ästhetik. Ihr entspannter Stil findet sich auch in dem Label wieder.  



Vor kurzem ist sie von ihrem Laden auf St.Pauli nach Altona gezogen, dass ist nicht besonders weit auseinander und doch ist vieles neu und auf jeden Fall einen Besuch wert. Also hab ich auf dem Weg dorthin die wunderbare Melodie Michelberger eingepackt und wir haben uns auf den Weg in ihr neues Atelier gemacht. Aus einem Stündchen wurden drei und einen Teil davon hab ich für euch aufgeschrieben.



Erzähl doch mal wie es dazu kam, das du nun hier in Altona bist.

Ethel Vaughn: Raus aus der Detlef-Bremer-Strasse, rein in den Showroom nach Altona. Ich musste Prioritäten setzten: Laden, Retail, Online-Shop, Familie und nebenbei immer kreativ sein - da bleibt irgendwann einfach zuviel auf der Strecke und man hat das Gefühl man macht nichts mit hundert Prozent - das war keine Option mehr für mich. Ich habe mich für mehr kreative Freiheit, Retail, meinen neuen Online-Shop und meine Familie entschieden. Dazu möchte ich auch viel mehr mit anderen Labels kooperieren und beispielsweise gemeinsame POP UP STORES realisieren. So wie gerade letzten Dezember = unseren GHEDDOGETHER Pop up Store in der Marktstrasse.

Hier im Atelier fühlt es sich jetzt richtig gut an: Der Verkauf läuft jetzt über den Online-Shop und ich bin im Atelier,  wann ich da sein möchte, ich kann aber auch einfach mal nach Berlin fahren, um dort Menschen treffen, die mich inspirieren und nicht nur mit denen, die an meinen Verkaufstresen kamen ... und Samstags nicht arbeiten zu müssen ist für mich und meine Familie einfach top!

Melanie Michelberger: Keine Anwesenheitspflicht ist etwas großartiges! Du musst nicht bis 19 Uhr da sein!

Ethel Vaughn: Genau, ich muss nicht mehr einfach nur den ganzen Tag an einem Ort sein – durch die kurzen Wege arbeite ich jetzt aber sogar eher mehr, obwohl es sich nicht so anfühlt.




Kathrin: Wann hast du zum ersten mal etwas genäht, mit 5 oder mit 18 Jahren?

Ethel Vaughn: Wir hatten keine Nähmaschine zu Hause, deshalb hab ich einfach darauf losgenäht. Ich wollte es ausprobieren und dann konnte ich nicht mehr aufhören, ich hab Shorts genäht und dann dies und dann das. Alles per Hand, was eigentlich eine Katastrophe war, aber es hat mich nicht mehr losgelassen.

Kathrin: Hast du da schon gewusst es ist dein Ding, oder gab es einen Punkt, an dem es dann klar war?

Ethel Vaughn: Eigentlich nicht, ich hab es schon immer gemacht. Ich hab mich nie großartig mit Schnitten auseinandergesetzt, sondern mich einfach hingesetzt und es ausprobiert. Dann kam mein Abi und da ich schon immer gerne kreativ gearbeitet habe, habe ich angefangen Kunst zu studieren - Modedesign traute ich mir damals noch nicht wirklich zu. Das war allerdings doch nichts für mich, weil ich gerne etwas selbst herstelle und danach "fertig" bin und es in der Hand habe – dieses unbeschreiblich gute Gefühl, wenn ich etwas fertiggestellt habe, das ist bis heute geblieben. Ich liebe es einfach, ebenso Stoffe!


Kathrin: Wusstest du sofort, dass du selber designen möchtest oder wolltest du erstmal zu einem anderen Designer und für diesen schneidern?

Ethel Vaughn: Auf jeden Fall, das war der eigentliche Plan! Ich wollte mich überhaupt nicht selbstständig machen. Aber dann etwas zu finden, was man wirklich gut findet ohne sich nicht zu verstellen, ist einfach sehr schwer. Also hab ich mit einer Freundin beschlossen es zu versuchen, bevor etwas anderes den Weg kreuzt, was einen dann zu sehr ablenkt.



Kathrin: Nun bist du nicht nur selbstständig, sondern machst auch eine ganze Menge Kooperationen.

Ethel Vaughn: Genau, mit Jules W. hab ich eine Colabo gemacht, mit Egyboy, mit boysboysboys. Mit Axel Peemoeller, ein Hamburger Grafiker, mit Duo Duo aus Melbourne, mit Cam Diamond (einer von DuoDuo) und natürlich Sam Chirnside – auch schon als er Student war ... mittlerweile ist er ja sehr angesagt. Gerade arbeite ich an einer Kooperation mit den Berliner Powergirls von Eve without Adam!

Kathrin: Was bedeutet das, wie sieht das Vorgehen bei der Zusammenarbeit aus?
Ethel Vaughn: Bedeutet, die Stoffe werden mit Prints bedruckt, die zusammen mit den Künstlern entwickelt werden.
Mit Axel sind z.B. sehr viele graphische Stücke entstanden, dabei haben wir uns von Tarnmuster inspirieren lassen, was er für uns zu Prints entwickelt hat und doch ist es natürlich seine Handschrift.  Genau das macht ja auch eine Kooperation aus.



Kathrin: Wie kommt es denn dazu? Findest du sie weil du sie gut findest oder wirst du gefunden?

Ethel Vaughn: Nic, mein Mann, ist ein Recherche-Genie und eigentlich arbeite ich fast immer mit Künstlern oder Graphikern zusammen, die er irgendwo im Netz aufgetrieben hat. Es gibt bereits viel mit All Over Prints, sie sind mittlerweile mein Markenzeichen geworden und es werden noch viel mehr!

Kathrin: Was bringt denn die Zukunft?

Ethel Vaughn: Ich möchte einfach auch in Zukunft mit Leuten zusammen arbeiten die mich inspirieren. Mit Menschen, die meine Sachen geil finden – das macht doch am meisten Spaß! Wir haben auch einen neuen Grafiker gefunden mit dem alles bunter, lauter, doller wird. Bald wird es wieder viel Neues zu sehen geben, ich möchte gern weg von diesem Autum/Winter und Spring/Summer Gelöt. Immer dann muss ich und dann und dann. Ich hab eben eine kleine Nische, die ich besetze, doch ich merke, die Läden, die meine Sachen ordern, die brauchen keine konkrete Zeit dafür. Dieses vorgefertigte Muster zu bedienen ist für mich nicht wirklich praktikabel und unterdrückt meine Kreativität eher ...



Kathrin: Woher kommt denn der Flow?

Ethel Vaughn: Puuuh, kann ich gar nicht an etwas bestimmten festmachen, vieles inspiriert mich, gute Architektur, Farbkombinationen, Gegenstände die mich Silhouetten entwickeln lassen und schon geht es los .... ich schreib alles auf und dann brainstorme ich viel mit meinem Mann. Mal geht es mit einem Schnitt los, mal mit einem Print – doch es geht auf keinen Fall mit technischen Zeichnungen los.
Die Basis ist der Style der 80/90er und dazu kommt der Bruch und die Kombi zu Sachen die man gerade interessant findet, von sehr femininem (oder) bis ultra Oversize.



Kathrin: Gibt es Tage, an denen du nicht kreativ bist?

Ethel Vaughn: Ich kann mich an keinen Tag erinnern und wenn nicht, dann gibt es auch etwas zu tun. Das der Laden jetzt nicht mehr da ist, hat mich befreit, ich fühle mich nicht mehr gezwungen und kann auch einfach mal draussen rumlaufen, sei es nur kurz zum Supermarkt oder runter zum Hafen, um den Kopf frei zu kriegen und dann geht es schon wieder los mit der Inspiration.

Kathrin: Wie lang dauert es von der Idee bis zum Verkauf?

Ethel Vaughn: Unterschiedlich, doch in der Regel dauert es ein paar Monate bis zu einem Jahr.

Kathrin: Deine Sachen werden von Musikern geliebt, wie wichtig ist Musik für dich?

Ethel Vaughn: Ich bin niemand die den ganzen Tag Musik hören muss um sich inspirieren zu lassen, doch Musik ist wichtig für das Lebensgefühl – die Bewegung, wie sehen die Musiker aus. Das Deichkind nun meinen $$$-Sweater in ihrem Video tragen ist  großartig und natürlich auch, dass Yolandi von Die Antwoord das $$$-Outfit trägt! Ich komm aus der Hip-Hop Ecke und die Videos,  die es damals gab, fand ich schon alle sehr geil – Waterfalls von TLC ist ein mega Video - Baggy Hosen, der Tanga schaut aus der Bux, kurze Oberteile, der Hammer! "Damals" liefen Videos einfach immer nebenbei und den ganzen Tag, heut muss man sie sich meist extra anschauen und bekommt sie gar nicht so mit.

Kathrin: Wie wäre der Titel des Songs, den es über dich gibt?

Stille

Ethel Vaughn: "Handmade fire".



Das Interview dauerte genau 19 Minuten, doch wie es mit Girls auf einer Wellenlänge eben so ist, kamen wir danach noch von Höcksken auf Stöcksken und waren auch erst nach zwei Stunden (für den Moment) fertig. Lieben Dank für deine Zeit Kadda und die tollen Sachen die du immer wieder fertigst.


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