Nachdem gestern leise der erste Schnee vom Himmel rieselte, auch noch (kurz) liegen blieb und die Politik uns heut einen großen Schock verpasst hat, ist es für mich Zeit nochmal in schönen Erinnerungen an den letzten Urlaub zu schwelgen.
Der Wunsch an diesen Urlaub war: Ruhe und Entspannung! Ohne Außnahme. Zudem sollte es nicht so heiß sein, dass man sich erst klimatisieren muß und doch noch so warm, damit es möglich ist, im Meer zu baden. Unsere Wahl fiel auf den dritten Finger von Chalkidiki, eine Halbinsel auf dem Festland von Griechenland, südöstlich von Thessaloniki. Musik an und eine kleine Auszeit mit den Bildern genießen:
Die Stadt, in der wir den griechischen Sommerherbst verbrachten, heißt auf deutsch Himmelsstadt, sind das nicht die besten Vorraussetzungen für eine entspannte Zeit? Ouranoúpoli liegt außerhalb der freien Mönchsrepublik Athos direkt an deren Grenze. Diese Möchsrepublik nimmt den größten Teil der Halbinsel ein. Man kann die Grenze komplett ablaufen und landet dann an der anderen Küstenseite in Μεταμόρφωση Χαλκιδικής. Der Weg zu Fuß dauert ca. zwei Stunden und führt durch ein Naturreservat. Wir waren zu lauffaul dafür und haben uns lediglich die Grenze in Stagira angesehen. Die beiden Grenzhäuschen sind nicht mehr bewohnt, doch dieses verfallene Gebiet strahlt immernoch eine starke Präsenz aus – vielleicht auch, weil immermal plötzlich ein Hirte oder Mönch auftaucht, der mit strengem Blick schaut, wo man denn da hinmöchte?
Der Berg Athos von einem Touriboot aus |
Wenn man den dritten Finger der Halbinsel Chalkidiki "ganz" sehen will, ist man auf das Schiff oder ein Boot angewiesen. Von Ouranoúpoli aus fahren jeden Tag Ausflugsschiffe an der südlichen Küste entlang. Wichtig: Sie müssen einen Mindestabstand von 400m zum Land einhalten und dürfen nicht bei den Klöstern anlegen. Entlang der malerischen Buchten bekommt man einen hervorragenden Blick auf den heiligen Berg Athos, er ist 2033 Meter hoch und somit eh fast immer sichtbar. Doch keine Sorge, die Mönche kommen mit ihren eigenen Booten zu den Tourifähren, segnen und verkaufen allerlei von ihrem vor Ort produzierten Zeug.
Die Aufenthaltsgenehmigung, um in eines der Klöster der Region zu kommen, wird in Ouranoupoli ausgehändigt. Das Visum muss im Voraus beantragt werden und ist auch mit Wartezeit verbunden, weswegen im Ort immer viele Besucher und Mönche der Republik zu finden sind, die auf das Visum und eine der Fähren warten, die sie zu ihren eigenen "Ruheplätzen" bringt.
Täglich werden nur hundert Pilger mit griechisch - orthodoxer Konfession und 15 Gäste aus anderen Glaubensrichtungen zugelassen. So kann sich jeder ausrechnen, das Kontingent und die Fährplätze sind schnell ausgeschöpft. Offiziell müssen alle Nicht-Griechen schon Monate vorher den Besuch beantragen, vor Ort wurde uns von einheimischen Hippies erzählt, es wäre auch möglich, wenn man einen Tag vorher hingeht. Wie auch immer, fest steht, wenn man aus rein touristischer Neugier "mal gucken" möchte, bekommt man keine Chance, denn Jeder muss sich in den klösterlichen Tagesablauf einfügen.
Ich finde es faszinierend, wer sich dazu entscheidet und kann diesen unterschiedlichen "Typen" im Dorf lange zusehen. Da ist der Stille, der ganz allein unterwegs ist, die Gruppe, die viel lacht und Späßchen macht, der Eremit, der wohl auch schon lang keine Seife mehr gesehen hat oder der moderne Mönch mit verspiegelter Sonnenbrille und mit Diamanten Besetzem heiligen Kreuz um den Hals.
Jedoch sind es ausschließlich Männer, die sich in eines der 20 Großklöster der Mönchsrepublik begeben. Frauen haben überhaupt keinen Zutritt. Auch fast keine weiblichen Tiere. Hennen, Hündinnen und Katzen jedoch schon – aus rein praktischen Gründen. Ist schon irre, wie so eine Gemeinschaft seit Jahrtausenden besteht, denn was dort wirklich passiert, weiß man eben nicht. Es ist ein Raum, der nicht richtig einsehbar ist. Was wird also in den zwei Tavernen abends besprochen, wer übernachtet in dem einen Hotel oder wer landet auf dem Hubschrauberlandeplatz der Mönchsregion? Was ist in ihrem Gepäck? Naja, es gibt ja auch ein Amtsgebäude, wo ein Vertreter der Griechischen Regierung sitzt und eine Polizeistation. ... Und James Bond 007 – In tödlicher Mission wurde auch mal hier gedreht.
Ansonsten gibt es 17 griechische, ein serbisches, ein bulgarisches und ein russisches Großkloster, in denen sich die Mönche in ihrer jeweiligen Landessprache verständigen. Alle Gebäude sind Teil des Weltkulturerbes der UNESCO. Vor hunderten von Jahren waren es mal über 200, doch dann kamen die Spanier und die Türken und brandschatzten und raubten ... trotzdem ist immernoch eine Menge los und die Besucher der Klöster kommen aus allen Staaten der Erde. Jeder Mönch, der für längere Zeit auf dem Athos aufgenommen wird, erhält automatisch die griechische Staatsbürgerschaft.
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Auf dem Weg gab es allerdings auch viele schöne Blicke, über Weinfelder, bunte Blumen und Honigbienenstationen. < 3
In dieser Region gibt es nur zwei Jahreszeiten, Sommer, Winter und dazwischen Regen. So hatten wir nicht nur eitel Sonnenschein, es gab auch Regen. An diesen Tagen haben wir noch mehr entspannt als eh schon. Leider kann ich euch das Hotel, in dem wir geschlafen haben nicht empfehlen, die Lage war gut, doch das Essen und der Service leider gar nicht. Allerdings haben wir vor Ort eines gefunden, in dem wir lieber gewesen wären und dann auch einfach öfter dort rumgehangen, den Tipp dazu schreib ich euch in einem extra Posting auf.
Unser Stimmung tat der Regen und das Hotel jedoch keinen Abruch, wir hatten sehr bezaubernde Nachbarn, immer wieder viel tierischen Besuch in unserem Apartment und ein Kartenspiel mit allen Orten der Region Chalkidiki.
Das Örtchen Ouranoúpoli ist schnell erkundet und außer Mönchen ist hier ja auch nicht viel los. Allerdings auch nicht in den anderen Orten auf Athos – die meisten Restaurantes waren im September sogar schon geschlossen und keins oder nur noch eins pro Ort geöffnet.
Da wir dank dem Leihwagen von Goldcar mobil waren, sind wir mal auf den zweiten Finger der Region gefahren: Sithonia. Von der östlichen Seite hat man immer eine schöne Aussicht auf "unseren" dritten Finger und den Berg. Die Fahrt ist auf gut ausgebauten Strassen wesentlich angenehmer als auf Athos, doch eben immernoch sehr bergig mit viel Serpentin Strecken. Je mehr man gen Süden fährt, umso schöner wird die Landschaft.
Entlang der ganzen Strecke haben wir schon zig mal angehalten und fanden es wunderschön, doch da wir von einem Hippie-Strand gehört haben, an dem den ganzen Sommer über Menschen am Strand leben, waren wir zu neugierig, um schon vorher für länger Halt zu machen. Denn, dieser Strand sollte ganz im Süden in Kalamitsi liegen. Endlich angekommen (es waren über 2h Fahrt!!!) wurden wir von der Bucht nicht enttäuscht und mit uns waren nur noch zehn andere Menschen an diesem Strand und es gab auch hier nur noch ein geöffnetes Restaurant.
Von Hippies war allerdings weit und breit keine Spur, auf den einsamen, wunderschönen Sandstrand umrahmt von schroffen Felsen und der schönen Brandung haben wir mit anderen deutschen Touristen geblickt.
Also machten wir uns auf die Suche und kletterten über die Felsen in die nächste Bucht. Und, siehe da, da saßen sie und kochten Fisch. Da der Sommer sich auch hier langsam zu Ende neigte, waren von den über 20 Zelten zur Hauptzeit nur noch drei übrig. Und, man mag es kaum glauben, der "Chef" der Bucht, die nicht über eine Strasse zu erreichen ist, saß mit seiner Kapitänsmütze in seinem Stühlchen und der dicke, nackte Bauch gluckste vor Lachen, während er davon erzählt, dass er Musiker ist und den Winter über in Thessaloniki lebt. Und eigentlich? Eigentlich kommt er aus Deutschland und ist St.Pauli und Borussia Dortmund Fan – ha!
Bester Blick bei Romantik-Postkarten-Kulisse auf Amoliani |
Die Strände auf dem zweiten Finger sind definitv schöner als auf Athos, allerdings auch, weil man dort wegen der Mönchsrepublik gar nicht so viel Auswahl hat, also haben wir uns mehr als einmal ein Boot gemietet. Dies ist hier und auch in der ganzen Region Chalkidiki ohne Führerschein möglich und dank 30PS gar nicht mal so langsam. Für knapp 40€ (zumindest zu dieser Jahreszeit, im Hochsommer ist es wohl teurer) kann man den ganzen Tag rumschippern und auch kleinere Buchten anfahren. Nachdem wir die 12 km² lange Insel Amoliani vor der Westküste von Athos umrundet hatten, machten wir uns auf die Suche nach einsamen Buchten. Von denen kann man auch einige finden und sich fühlen wie Robinson Crusoe. Denn außer den Mönchsfähren und, yuchuuuu, Delphinen und Robben, stört einen niemand.
Mit der Ruhe hat es definitv gut geklappt und auch wenn ich vor Ort ab und an dachte: "Wann kommt sie denn endlich die Entspannung?" – wieder zurück im wuseligen Hamburg hab ich gemerkt, wie sehr die Erholung noch anhält. Außer bei Instagram Bilder hochzuladen und nach schönen Stränden zu schauen habe ich in der Zeit allerdings auch eine komplette Internetpause gemacht – war dies schön und ein wenig hab ich es auch vermisst. Doch, so viel wie man denkt, verpasst man nie.
καληνύχτα και όνειρα γλυκά.
Wir sind mit einem Wagen, der uns von Goldcar zur Verfügung gestellt wurde durch die Gegend gefahren. Auf dem europäischen Autoverleih-Markt im Freizeitbereich haben sie mehr als
42.000 Fahrzeuge, vielleicht ja auch eins für euch in eurem nächsten Urlaub?!
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