Weihnachten ist vorbei ... und es ist Zeit sich Gedanken darum zu machen, wo man es im kommenden Jahr verbringen möchte. Natürlich liegt noch wahnsinnig viel vor einem, das Jahr 2017 hat nicht mal begonnen und ich denke schon wieder an das Ende? Ja, denn jetzt sind die Erinnerungen noch frisch und wer neue Pläne machen möchte, startet einfach sofort und wartet nicht ab. Wie wäre es zur Weihnachtszeit in Kopenhagen? Ich war kurz vor dem "Heiligen Abend" dort und hab die Stimmung als sehr gemütlich empfunden. Ohne viel Hektik kommt man dort an.
Wie? Via Fähre z.B. - von Hamburg nach Rostock sind es ca. 1,5h, kommt drauf an, ob ihr mit dem Auto oder Zug anreist. Von dort geht es mit der Autofähre nach Gedser (1,5), dann nochmal eine Stunde und in insgesamt vier Stunden kommt man in der Hauptstadt Dänemarks und dem kulturellen Zentrum des Landes an. Auch wenn der Weihnachtsmann angeblich aus Deutschland kommt, die Dänen haben es einfach drauf gemütliche und keine hektische Weihnachtsstimmung zu verbreiten.
Da die Sonnenstunden dort im Durschschnitt eine halbe Stunde kürzer sind als bei uns, habe ich mir ein wenig extra Vital Vitamin C aus dem Savue Shop eingepackt – im Tivolihotel gab es dann allerdings die schönste Sonnenstunde der Reise. Es liegt nicht im Stadtkern, doch von hier aus kann man gut ins Zentrum laufen und der Blick über die Gegend ist großartig.
Nur einen Kilometer entfernt vom Tivoli Hotel liegt der Tivoli – der älteste und weltweit bekannte Vergnügungs- und Erholungspark. Er befindet sich zwischen dem Rathausplatz und dem Hauptbahnhof. Nachdem er 1843 eröffnet wurde und auch die Politik hier Einfluß nahm, damit die Bürger neben all dem ernsten Alltag etwas Spaß und Freude hatten und so "abschalten" konnten und zufriedener waren, blieb der Park auch während des Zweiten Weltkriegs und der damit verbundenen Verdunkelungsvorschriften geöffnet. Nach Einbruch der Dunkelheit wird der Park hell erleuchtet und durch die Wege zu schlendern, vorbei an mittlerweile 37 verschiedenen Restaurants und 23 Fahrgeschäften, versetzte mich ein wenig in eine andere Zeit. Denn hier gibt es keine Neon-Reklamen oder sich überbietenwollende Jahrmarktmenschen. Die Kulissen sind äußerst kunst-, sowie liebevoll errichtet, ein wenig, als wäre man überall in einer Filmkulisse ... es gibt auch einen eigenen Tivoli-See. Wir fuhren Achterbahn und jagten die Lichter, warfen Bälle auf Blechdosen und probierten uns durch verschiedenste Popcornsorten – herrlich.
Nach all den Eindrücken war es endlich Zeit zu essen und es sollte etwas ganz besonderes geben. Rasmus Leck Fischer ist einer der jungen wilden Köche Dänemarks. Bevor seine Karriere in seinem Heimatland begann, lernte und arbeitete er in dem mit einem Michelin-Stern ausgezeichneten Chez Bruno in Lourges außerhalb von Nizza und im 3-Sterne-Michelin-Restaurant von Martin Berasetegui in San Sebastian. Er gehört zu denen, die im Moment in Dänemark die Küche "wandeln", seine Ideen sind neu, kreativ und vor allem unterhaltsam. So beschäftigte er sich z.B. mit Unkraut und deren Einsatz in der Küche, darüber schrieb er sein erstes Buch. Dabei sollte es nicht bleiben, mittlerweile hat er auch eins über die Herstellung von Schnaps herausgebracht und, sein neuestes Werk ist; "Insektivore".
Zuerst erscheint uns allen dies etwas unnormal und wer Vegetarier ist, überspringt vielleicht einfach den nächsten Abschnitt, denn Insekten sind eine echte Alternative zur bisherigen Ernährung die auf den Tisch kommt und könnten in manchen Ländern eine sehr gute Alternative oder gar Lösung sein. Es gibt einige Insekten, die enthalten sehr viel Protein,
was die bisherige Tierproduktion ersetzen könnte. Gegenüber Fisch, Schwein
und Kuh haben sie einen Vorteil: Die Futterverwertung ist besser. 2kg
gegenüber 10kg Futter für z.B. eine Kuh. Doch wieviele Insekten braucht man um eine Familie zu sättigen und sind sie das ganze
Jahr über verfügbar? Nein, doch es gibt eine Menge Insekten, die lassen sich gut züchten und müssen
nicht gefangen werden. Neu ist dies alles nicht, in Afrika, Asien und Lateinamerika ist es schon üblich. In Europa werden die Gesetzte dahingehend gerade erst geändert und Dänemark ist ein Vorreiter. Rasmus nutzt für seine Küche nur heimische Insekten und keine exotischen Wesen. Insgesamt gibt es rund 200 Insektenarten, die für den Verzehr geeignet sind und deren Nährstoffe gar helfen können. So wurden z.B. Sterole in Heuschrecken gefunden, die gut für das Herz sind.
Noch ist es keine Selbstläufer (übrigens auch nicht in Afrika), ihr Aussehen ist
unattraktiv auf dem Teller. Eingelegt, mariniert oder gar gemahlen und weiter verarbeitet ist es schon angenehmer. So könnte es passieren, dass es sich wandelt und man nicht mehr nur Insekten als eine Option betrachtet, wenn man nichts mehr hat. Bislang können die meisten Menschen es sich nicht vorstellen, doch als Tierfutter für
Schweine oder Hühner, ist für viele denkbar. Dies verstehe ich wiederum nicht ... Fakt ist, in Afrika werden bereits Bauern zu Insektenbauern ausgebildet. So weit sind wir noch lange nicht und deswegen haben wir uns bei Rasmus erstmal nur mit der Vorspeise und dem Schnaps am Ende des Abends auf Insekten eingelassen. Doch auch der Rest seiner Kochkunst war es wert, Äpfel aus seinem Garten von der dänischen Küste und und und. Ich wünschte ihr könntet es alle probieren, schaut mal und bucht euch vielleicht einfach selbst bei gastronomisk innovation ein – es ist kein Restaurant im klassischen Sinne, dort kann man nur extra Termine ausmachen.
Satt und glücklich schlummerte ich in die Nacht um am nächsten Morgen mit dem klassischsten aller dänischen Essen wieder zu beginnen: Smørrebrød. Es ist ein reich belegtes Butterbrot und ein traditionelles Mittagessen der dänischen Küche. Die Grundlage bildet Schwarzbrot, der Kombination des Belages sind keine Grenzen gesetzt. Jedoch gibt es einige klassische Rezepte. Ida Davidsen bertreibt den ältesten Laden für diese Brote in Kopenhagen bereits in der dritten Generation. Das Konzept ist einfach, man lege einfach alles was man möchte und von dem man meint, es passt zusammen auf ein Brot. Hier wohl bevorzugt Fisch. In dem Laden gibt es knapp 200 verschiedene Brote und Extra-Wünsche werden auch erfüllt. Ich geb dem ganzen bei meiner nächsten Reise gern noch eine Chance, doch irgendwie war es nicht so meins, ich bevorzuge lediglich einen Belag auf meiner Stulle.
Also musste ein kleiner Verdauungsspaziergang her und wer weiß, vielleicht gibt es ja noch das ein oder andere Weihnachtsgeschenk, was man in den Hinterhofläden, den kleinen verwinkelten Gassen und bei den dänischen Designer mitnehmen kann? Durch die Strassen zu schlendern, die Menschen bei ihrem Alltag zu beobachten, neue Cafés zu entdecken ... damit hätte ich noch drei weitere Tage verbringen können.
So viel Zeit blieb jedoch nicht, denn die 36 Stunden waren schon fast vorbei und es waren noch zwei weitere Stops eingeplant, der erste bei Erik Bagger. Er lernte mal Goldschmied und entwickelte so einen leidenschaftlichen Blick für Detail, was in seinen Entwürfen bis heute zu finden ist. Zudem kombinierte er bei dieser Arbeit immer wieder die unterschiedlichsten Materialien in einer harmonischen Einheit. 1987 machte er sich als Designer selbstständig und fing an in seinen Entwürfen Stahl, Plastik und Gummi zu kombinieren. Dies war neu und ungewöhnlich und auch eine "normale" Gläser Garnitur wurde so zu etwas besonderem und machte Bagger landesweit bekannt – kaum ein Däne kein Glas von ihm im Schrank stehen. Heute ist auch sein Sohn im Glas-Design und Erik selbst hat sich einer neuen Aufgabe gewidmet: Möbel.
Bis heute sind ihm dabei drei Anforderungen an an das Design wichtig: maximaler Nutzen der Formgebung, maximale Qualität und maximale Funktionalität. Neben all dem sind seine Sachen auch noch sehr bequem. Wer weiß, vielleicht stehen in einigen Jahren auch seine Stühle in jeder Stube?
Auf dem Weg zu Fähre zurück gen Rostock machten wir noch Stop bei Nordisk Film im Kopenhagener Stadtteil Valby. Es ist eine der ältesten noch bestehenden Filmgesellschaften und beschäftigt etwa 1200 Mitarbeiter in sechs Ländern. Ole Olsen gründete damit 1906 ein Imperium und bis heute haben sie Einfluß auf zahlreiche dänische Filme. Auch Produktionen mit deutscher Beteiligung entstehen hier, der aktuellste Film ist "Unter dem Sande". Und die wohl bekannteste Produktion ist für die "Olsen Bande" gewesen – damit wurde quasi ein Stück Filmgeschichte erschaffen. Deswegen kann man vor Ort auch in eine eigene Olsen Banden Welt eintauchen:
Nun ab nach Haus, denn neben all dem leckeren Gløgg, der weihnachtlichen Lichter und dem seligen Sein der Stadt ist das Fest der Liebe eben doch nichts ohne seine eigenen Liebsten – weswegen diese beim nächsten mal einfach mitkommen.
Danke für die Einladung auf diese Reise an Scandlines – es war bestimmt nicht der letzte Ausflug, denn mit der Fähre gibt man die Reise etwas ab. Die Neuerungen, die die Betreiber in den letzten Jahren mit ihren Schiffen vollzogen haben, erleichtern zum einen die Ankunft und, sind in der Zukunft auch noch umweltverträglicher als bislang. Dank ihres Hybridantriebs gehören die neuen Fähren zur weltweit größten Flotte von Hybridfähren, welche den traditionellen Dieselantrieb mit Batteriebetrieb verbinden. Mit diesem System können CO2-Emissionen um 15 % reduziert werden. Und, dies ist natürlich ausbaufähig, auf der Agenda der deutsch-dänischen Reederei steht: From Hybrid to Zero Emission. Was bedeutet, über kurz oder lang sollen die Schiffe mit reinem Hybridantrieb fahren. Das wäre was, denn immerhin sind es bei jeder Fahrt 1.300 Passagiere und kanpp 460 Pkws bei voller Auslastung. 2014 ergab dies bei mehr als 90.000 Abfahrten von 12 Fähren 14,8 Millionen Passagiere, 3,2 Millionen PKW, 900.000 Frachteinheiten sowie 60.000 Busse auf den Routen Puttgarden-Rødby, Rostock-Gedser und Helsingør-Helsingborg. WOW!
Und, P.S. Hygge und #Julehygge zu finden, dies war ein Leichtes 👀
Wieder mal ein unglaublich spannender, abwechslungsreicher Reisebericht mit wunderschönen Fotos! Toll!
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