Sevda kannte ich lang bevor ich nach Hamburg gezogen bin – allerdings nur im Internet auf ihrem Blog. Und damals war auch sie nicht in Hamburg, sondern in Stockholm. Nun sind wir beide hier und kennen uns seit vier Jahren "in echt" und ich bin froh drum, das sie, trotz stetigem Fernweh, noch ein bißchen bleibt. Mehr erzählt sie in ihrem Interview in der Reihe Hamburger Menschen selbst:
Wer bist du?
Ich bin Sevda, Fotografin, 38 Jahre alt und lebe, bis auf ein paar Jahre Auszeit, seit 1997 in Hamburg. Hamburg ist meine Heimat, da wo mein zu Hause ist, wenn mich jemand fragt.
Ich habe aber auch in Berlin, Köln, Lingen und, für jeweils eine Zeit, in Stockholm gelebt.
Woher kommst du?
Gar
nicht so weit weg von hier, Bremerhaven. Seitdem ich ausgehe, bin ich jeden Mittwoch mit dem Pendelzug zum Pudel Club gefahren und morgens wieder zurück.
:)
Seit wann bist du in Hamburg?
Gleich nach
der Schule war klar, das ich Bremerhaven verlassen werde. Ich wusste
zwar nicht wirklich wohin und was ich in Hamburg machen werde, aber ich
wollte so schnell wie möglich weg aus der Kleinstadt. Hamburg lag da
irgendwie am nächsten.
Erzähl mal von deinem Beruf?
Ich bin seit
letztem Jahr hauptberuflich Fotografin. Meistens geht es um Mode. Nach
ca. 12 Jahren Werbung und auf der anderen Seite im
Konzeptbereich / Creative Direction wollte ich nicht mehr so viel im Büro
sitzen.
Die letzten Jahre als CD war ich hauptsächlich im Bereich Shooting und Bildsprache beschäftig.
Für
mich hat es sich dann ganz natürlich angefühlt zu wechseln. Es gab
natürlich viel Technik zu lernen. Ich liebe meinen Beruf aber und habe
mich einfach auf den Hosenboden gesetzt und alles von Grund auf
gelernt.
Bin in die Bücherei gegangen und habe alles gelesen, was ich in die
Finger bekam, habe Online Tutorials bis in die Nacht geschaut. ... Viele
Fehler gemacht, aber auch viel aus den Fehlern gelernt.
Was wäre deine Job, würdest du nicht das machen, was du jetzt machst?
Wahrscheinlich würde ich immer noch Werbung machen und darüber meckern. :)
Das
ist zum Glück im Fotobereich gar nicht so. Man trifft nur ganz selten
Menschen, die viel Meckern. Ich mag das sehr, denn ich habe mir ganz
gezielt meinen neuen Job ausgesucht und will auch nichts anderes
machen.
Ich habe wirklich nichts zu meckern.
Was machst du, wenn du nicht arbeitest?
Meine
kleine Hündin, Nikita, will mehrmals täglich beschäftigt werden.
Ausserdem mache ich jeden Tag Sport, wenn ich nicht grad shoote.
Für mich ist es super wichtig fit zu sein. 10 Stunden shooten,
rumlaufen, Licht aufbauen, Sachen durch die Gegend schleppen ist körperlich sehr anstrengend.
Als Frau ist es halt manchmal
extra anstrengend um ehrlich zu sein. Ich bin ja auch nicht mehr ganz so
jung, daher möchte ich so fit wie möglich sein und bleiben.
In welchem Stadtteil von Hamburg lebst du? Möchtest du nochmal in einem Anderen wohnen?
Ich lebe schon immer auf St. Pauli. Es ist eine Art Hassliebe.
Mich
nerven die Junkies, die in unserem Hauseingang abhängen. Der ganze
Dreck und die Pisse. Wirklich ätzend. Ich wüsste aber auch nicht, wo ich
sonst hinziehen wollen würde. Vielleicht ein paar Strassen weiter rein.
Aber niemals ganz weg aus St. Pauli, es sei denn, ganz weg aus
Deutschland.
Wo würdest du dein Traumhaus bauen?
Ach,
jeden Tag wo anders :) Ich bin sehr grosser Mid-Centry Fan. So ein Haus
in Palm Springs würde mir schon gefallen. So ein Townhouse in London
oder eine ganz cleane Geschichte in Japan. Ich wäre da sehr offen für Neues.
Was macht Hamburg für dich zur Kulturstadt #1?
Ich
bin gar nicht so ein derber Hamburg Fan, wenn ich ehrlich sein soll.
Hamburg hat sehr nachgelassen, seit alle nach Berlin gezogen sind. In der
Zeit, in der ich nach Hamburg zog, war die Hamburger Schule super gross
und ein paar Jahre später Hamburger Hip Hop. Im Moment fühle ich nicht
wirklich so einen Vibe in der Stadt.
Ich denke eher, dass die Stadt sehr viel kaputt gemacht und es für Kultur sehr sehr schwer gemacht hat.
Was würdest du ändern, wenn du Bürgermeister wärst?
Ich
fände es sehr schwer Bürgermeister zu sein. Jede Entscheidung hätte
sehr viele Folgen und ich weiss gar nicht, ob ich das so einfach sagen
könnte.
Ich finde aber die Wohnungssituation wirklich bedenklich. Selbst mir fällt es sehr schwer, eine Wohnung zu finden. Die
Junkies vor meiner Tür sind wirklich nicht lustig und ich würde gerne
umziehen und ja, auch hier in der Gegend und nicht in einen Vorort von
Hamburg.
Da ich aber Freelancerin bin und dazu noch einen Hund habe, ist das ja fast unmöglich.
Aber
was sind schon meine kleinen Mini Probleme, wenn man sich so manch
anderes Schicksal anschaut; Familien, in den beide Elternteil mehr
als einen Job haben müssen um durchzukommen, Menschen die von der Kirche in
Schutz genommen werden, Sozial Schwache, die für ihr tägliches Essen anstehen müssen, etc. … Ich wüsste gar nicht auf die Schnell, wo ich anfangen würde.
Warum Hamburg und nicht Berlin oder New York?
Ach, das würde ich so nicht sagen. :)
Wer weiss was so passiert.
Alster oder Elbe?
Auf jeden Fall Elbe! Mich kann man bestimmt jeden zweiten Tag irgendwo an der Elbe mit Nikita sehen.
Wieviel Stunden am Tag ist dein Smartphone an?
Oh viel zu viele. Ich mag diese Abhängigkeit nicht und versuche den Konsum auch wirklich runterzuschrauben.
Lieblingssong des Moment?
Was soll ich sagen: Ich bin für immer Casper Fan!
Lieblingssong forever?
Möchtest
du noch jemanden grüßen, hier ist Platz dafür:
An die Kreativen in
Hamburg: Immer schön zusammen halten und mehr miteinander arbeiten.
Mehr Sevda Albers bekommt ihr auf Sevda Albers.
Tolle Reihe, auch für eingefleischte Hamburger, die ihre Stadt eh schon lieben :)
AntwortenLöschenDanke, Marleen
Super interessanter Post! Ich freue mich immer wieder über einen neuen "Hamburger Menschen" Beitrag!
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Miriam
www..goldencherry.de