Ich freue mich sehr über meinen heutigen Gast der Reihe Hamburger Menschen – denn ich muß gestehen, schon bevor ich ihn vor ca. drei Jahren auf einem Geburtstag kennengelernt habe, war ich ein heimlicher Fan von ihm und seiner Musik (dank Jette). Wie er dazu kam und viele andere Dinge und von seinen Ansichten, erzählt Phillip Sternkopf selbst:
Seit wann bist du in Hamburg?
Schon immer, ich bin einheimisch.
Seit wann bist du in Hamburg?
Schon immer, ich bin einheimisch.
Credits: Julie Nagel
Erzähl mal von deinem Beruf?
Von Beruf bin ich freiberuflicher Konzepter und Musiker. Alles begann 1995 in einem kleinen Gartenhaus in Bramfeld. HipHop schwappte gerade nach Deutschland rüber und wir fingen an wie verrückt Beats zu produzieren, Texte zu schreiben und auf kleinen Jams zu spielen. Plötzlich kam der großer Hype um die neue Musikrichtung. Nachdem die Zusammenarbeit mit Elektro-Produzenten (Matiz/U96) und später mit einem Rocker namens Mickey Wolf im Streit endete, sagten wir auch allen Major-Plattenfirmen ab und veröffentlichten unser erstes Tape selbst. Irgendwann rief uns Jan Delay an und schließlich ließen wir uns von dem Indie-Label „Eimsbush“ (Samy Deluxe/Beginner) signen. Uns fehlte damals nur noch der passende Name. Eine Freundin gab mir damals zwei dreckig aussehende, braune Steine mit ins Studio. Sie sollten Energie bringen. „Dreckig“ und „Energie“, dachten wir damals, passt zu unserem Sound. Also nannten wir uns von da an „Moqui Marbles“ und verkauften neben den Tapes auch hässliche Steine auf den Gigs.
Von Beruf bin ich freiberuflicher Konzepter und Musiker. Alles begann 1995 in einem kleinen Gartenhaus in Bramfeld. HipHop schwappte gerade nach Deutschland rüber und wir fingen an wie verrückt Beats zu produzieren, Texte zu schreiben und auf kleinen Jams zu spielen. Plötzlich kam der großer Hype um die neue Musikrichtung. Nachdem die Zusammenarbeit mit Elektro-Produzenten (Matiz/U96) und später mit einem Rocker namens Mickey Wolf im Streit endete, sagten wir auch allen Major-Plattenfirmen ab und veröffentlichten unser erstes Tape selbst. Irgendwann rief uns Jan Delay an und schließlich ließen wir uns von dem Indie-Label „Eimsbush“ (Samy Deluxe/Beginner) signen. Uns fehlte damals nur noch der passende Name. Eine Freundin gab mir damals zwei dreckig aussehende, braune Steine mit ins Studio. Sie sollten Energie bringen. „Dreckig“ und „Energie“, dachten wir damals, passt zu unserem Sound. Also nannten wir uns von da an „Moqui Marbles“ und verkauften neben den Tapes auch hässliche Steine auf den Gigs.
Ab 2000 boomte es, Hamburg wurde HipHop-Hauptstadt: das Flash-Festival im Millerntor und Stadtpark, die Christmas-Jams in der Markthalle ... wir hatten eine gute Zeit und spielten die großen Festivals, gingen mit Dendemann, 5 Sterne und Ferris auf Tour durch Deutschland, Österreich und die Schweiz. Es hätte ewig so weiter gehen können: Platten aufnehmen, Videos produzieren, Songs schreiben und neue Musik basteln. Mit dem „Vorsprechtermin“ mit Sleepwalker und den Hamburg City Allstars stiegen wir in die Top 10 der Charts ein. Doch dann machten wir einen Fehler. Zu akribisch feilten wir an unserem Album, wollten alles alleine umsetzen und schotteten uns in dem kleinen Gartenhaus in Brahmfeld von der Außenwelt ab. Dabei zog zu viel Zeit ins Land. Der Hype wanderte nach Berlin ab, Gangster-Rap war das neue Ding. Getrennt haben wir uns damals nie offiziell, aber schauten plötzlich nach alternativen Berufswegen. Ich entschied mich für ein Kommunikationsdesign-Studium. Vielleicht weil ich die Plattencover und Musik-Videos schon immer selbst gestalten wollte. Als ich mit dem Studium fertig war, wurde ich nicht als Designer sondern als Informationsarchitekt eingestellt und arbeitete bei Interone/BBDO für BMW. Anschließend wechselte ich zu Jung von Matt und wurde dort digitaler Kreativ-Konzepter. Nebenbei schrieb ich mit Produzent Larsmellow weiter neue Songs und kam auf einer Indien-Reise auf die Idee, Musikvideos zu drehen. In Gedanken an die selbstbestimmten Zeiten in der Musik und auf den Reisen durch Asien und Südamerika entschied ich mich von nun an frei zu arbeiten. Heute verdiene ich mein Geld als Freelancer mit Konzepten für digitale Kommunikation, schreibe Texte und denke mir Ideen aus – es ist wieder ein Stück wie im Jahre 2000.
Was wäre dein Job, würdest du nicht das machen, was du jetzt machst?
Eine Spaß-Idee wäre, mit etwas Equipment durch die Welt zu reisen und eine Art Welt-Album aufzunehmen. In Indien habe ich wahnsinnige Tabla-Spieler und Mönche mit unglaublich tiefen Stimmen getroffen. Und in den Straßen von New Orleans bin ich tollen Soul- und Bluessängern begegnet. Ich hätte Lust, solche Musiker zu einem Grundgerüst spielen und singen zu lassen und die Bausteine nach und nach zu einem Crossover-Album zusammenzufügen. Der Film, der dabei entstehen könnte, wäre ein schönes Symbol. Ich bin mit meinem Job glücklich, kann mir aber auch vorstellen, ein eigenes Unternehmen zu gründen. Das Konzept steht sogar schon. Es hat mit Musik, Video und Psychologie zu tun. Mal sehen was daraus wird.
Was machst du, wenn du nicht arbeitest?
Hamburger können nicht drin sitzen, wenn die Sonne scheint. So geht es mir auch. Ich wäre dann am liebsten an mehreren Orten gleichzeitig. Bänke und Stühle sind für Touristen, meine Empfehlung: mit Campingstuhl oder Hängematte auf dem Fahrrad durch die Stadt fahren und sich dort niederlassen, wo die Stadt gerade am besten aussieht. Hamburger können aber auch ebenso wenig drin sitzen, wenn der Mond scheint. In dieser Stadt verpasst man ständig etwas und gewöhnt sich nie daran. Oft sitze ich deshalb auch nur in Planten und Blomen oder an der Elbe und lese oder schreibe etwas und nehme es danach auf. Oder ich Reise und drehe kleine Filme über Land und Leute.
In welchem Stadtteil von Hamburg lebst du?
Im Karolinenviertel.
Möchtest du nochmal in einem Anderen wohnen?
Freunde von mir schauen durchs Wohnzimmerfenster direkt auf den Michel und steigen zum Frühstücken aufs Dach mit einem perfekten Blick über den Hafen. Mit ihnen würde ich tauschen. Hauptsache zentral und in Wassernähe. Alster ginge natürlich auch.
Wo würdest du dein Traumhaus bauen?
Vielleicht auf einen der Bunker in der Stadt, oben aufs Dach drauf. Oder direkt am Alsterufer mit einem eigenen Steg. Ich würde aber auch in den Fernsehturm ziehen. Oder mein Studio in der kleinen Henneberg-Burg im Alstertal in Poppenbüttel einrichten.
Was macht Hamburg für dich zur Kulturstadt #1?
Das Projektmanagement der Elbphilharmonie hat wohl keinen Fehltritt ausgelassen, aber den Kulturstandort Hamburg wird das Konzerthaus hoffentlich ebenso aufwerten, wie das Gängeviertel mit seinen freischaffenden Künstlern. Meiner Meinung nach sollten stadtbildprägende Stadtteile, wie die Schanze (Rote Flora) in ihrem Flair geschützt werden. Ich habe nichts gegen die natürliche Stadtentwicklung Hamburgs, aber hoffe, dass bestimmte Gebäude und Gassen in z.B. Teilen St. Paulis oder am Hafen in ihrem Charakter erhalten bleiben. Hier entstehen Kultur, neue Ideen und Styles. Aber momentan ist es oft, als würde man einen H&M in die Krameramtsstuben setzen.
Der „Kampf der Künste“, das Dockville, die Millerntor Galerie, das Reeperbahnfestival, die Vicious Gallery oder auch die großen Museen und Theater ... es gibt ständig etwas zu entdecken. Wir haben irgendwann die Facebook-Gruppe „CoolturClub Hamburg“ gegründet, um das Angebot zu filtern und uns gegenseitig die Highlights zu empfehlen. Vielleicht ist Hamburg nicht #1, aber es kommt keine Langeweile auf.
Was würdest du ändern, wenn du Bürgermeister wärst?
Hamburg ist eine ewige Baustelle. Aus persönlichem Anlass würde ich Handwerkern verbieten, schon um 7 Uhr Lärm zu machen. 9:30Uhr – 18 Uhr wäre OK. Die Post müsste auch in der Mittagspause geöffnet sein. Wer holt ein Paket während seiner Arbeitszeit ab? Man könnte die Wasserqualität der Alster und Elbe verbessern und beide im Sommer zum Baden freigeben. Es würden weniger Shoppingcenter und Bürogebäude und mehr moderne Stadt-Gärten mit Cafés geben. Ich würde, wie in New York, talentierte Straßenmusiker fördern und sie gezielt in das Stadtbild integrieren, so dass nicht nur Akkordeonspieler durch die Straßen rennen. Ich würde die Investitionen in das Bildungssystem höher priorisieren und versuchen dem Auseinanderdriften von Arm und Reich entgegen zu wirken. Dabei könnte man u.a. die Share Economy fördern. Menschen rücken näher zusammen und erhöhen ihren Wohlstand, während sie Dinge, Wohnungen und Fahrzeuge miteinander teilen. Bedingungsloses Grundeinkommen ist auch ein schönes Thema.
Was ich aber wirklich tun würde, ist natürlich vom Sofa aus schwer zu beurteilen.
Hamburg ist eine Großstadt mit der Gemütlichkeit eines Dorfes. Das Wasser, die grünen Parks und vielen Rückzugsorte. Was ich an dieser Stadt so mag, sind die Kontraste, die verschiedenen Erlebniswelten, in die man eintauchen kann: das Gängeviertel und das Treppenviertel, die Reeperbahn und der Mühlenkamp, Pöseldorf und St. Georg, Planten un Blomen und der Elbstrand, das Strand Pauli und die Dachterrasse im Clouds, der Fischmarkt und der Jungfernstieg, die Alsterläufe und die Elbkanäle, die Boberger Dünen und die Hafen City ... Die Stadt hat so viele Gesichter, jedes Viertel hat seine eigene Subkultur und Mentalität. Man kann, wie auf einer Speisekarte, zu jeder Stimmung auch einen passenden Großstadt-Flair wählen und den Spot dann fußläufig erreichen. Ich mag das geschichtsträchtige Berlin und das monumentale New York, aber die Lebensqualität finde ich in Hamburg vergleichsweise am höchsten. Aber das ist auch Geschmackssache.
Alster oder Elbe?
Mit dem Hafen, dem Elbstrand, der leuchtenden Skyline, den Beachclubs, der Dove-Elbe, den Elbrestaurants und Schiffen hat die Elbe eindeutig mehr Highlights zu bieten. Aber in manchen Momenten ist die Alster nicht zu schlagen und ein wichtiger Ruhepol der Stadt. Zu gut, dass sich die Frage nicht stellt.
Wieviel Stunden am Tag ist dein Smartphone an?
Ständig. Sollte ich mal eine Biographie scheiben wollen, werde ich bei der NSA anrufen und meine Daten anfordern.
Keine Frage, Platz für deine Antwort oder was du loswerden möchtest:
John Lennon hat bereits alles gesagt: „All you need is love“.
Lieblingssong des Moment?
Alles von den Black Keys und was sich ähnlich ehrlich anhört.
Lieblingssong forever?
Nichts ist für immer.
Drei Plätze, die man sich in Hamburg unbedingt angeschaut haben sollte:
Hamburg von oben aus einer Skylinebar, die Stadt von einem Boot aus und den Elbstrand.
Möchtest du noch jemanden grüßen, hier ist Platz dafür:
Ich grüße alle, die bis hierhin gelesen haben.
All you need is love!!! <3
AntwortenLöschenIch hab "bis hierhin" gelesen
und grüsse dankend zurück!
Licht und Liebe
Juan