So langsam aber sicher habe ich meine Freunde die in der Interviewreihe Hamburger Menschen mitmachen ausgeschöpft, deswegen habe ich mich über einige Vorschläge von Rabauke Jannes gefreut. So kam auch der Kontakt zu Rieke zustande und ich freue mich sehr euch nun hier ihre Antworten und eine wirklich sehr interesannte Frau vorstellen zu dürfen.
Wer bist du?
Ich bin Rieke, 33 Jahre alt, verheiratet, eine 8-jährige Tochter.
Woher kommst du?
Ich bin ein richtiges Dorfkind. Die ersten 18 Jahre meines Lebens habe ich in einem 600 Seelen Dorf namens Bendingbostel in der Nähe von Verden/Aller verbracht. Nach dem Abi hat es mich dann Stück für Stück über verschiedene Stationen wie Leipzig, Norderney, Oldenburg und Norwegen in die Großstadt verschlagen.
Seit wann bist du in Hamburg?
Ich bin im Winter 2010 nach Hamburg gekommen.
Jetzt sind es also bald schon vier Jahre – trubelige vier Jahre.
Erzähl mal von deinem Beruf?
Ich arbeite als selbstständige Genealogin. Nein, ich habe keine Frauenarztpraxis, ich bin Ahnen- und Familienforscherin. Und meine Firma heißt ChronoVoyage. Denn das ist das, was ich mache ... ich begebe mich auf eine Zeitreise und hangel mich chronologisch in die vergangenen Familiengeschichten meiner Kunden. Das ist wie Detektivarbeit. In den Archiven buddel ich die verschiedensten Dokumente aus, manchmal mehrere hundert Jahre alt. Damit puzzle ich den Lebensweg einzelner Personen oder ganzer Familien bis ins 16 Jahrhundert zurück wieder zusammen.
Keine Forschung ist wie die andere und ich habe noch nie einen langweiligen Fall gehabt. Die Kunst ist es für mich, meinen Kunden aus den harten Fakten ein lebendiges Bild über eine Person und deren Lebenswelt zu stricken.
Die meisten Forschungsergebnisse sind wirklich berührend: da ist die Nazi-Vergangenheit des Großvaters, die Stasi-Akte, die Dissertation des Urgroßvaters oder auch die 7-köpfige Familie zu Beginn den 19. Jahrhunderts, denen 3 Kinder im Kleinkindalter sterben, die Mutter beim 6. Kind im Kindbett verstirbt und sich der Vater alleine mit seinen Kindern über den Hamburger Hafen in die neue unbekannte Welt aufmacht.
Man könnte meinen, dass dies für den Einzelnen nur Geschichten über eigentlich unbekannte, weil lange verstorbene Menschen sind. Komischerweise dockt das Wissen um die eigenen Vorfahren aber tatsächlich in den Menschen an und macht emotional etwas mit ihnen. Ich kriege davon Gänsehaut und meinen Kunden stehen da manchmal die Tränen in den Augen.
Ein wundervoller Job ... ich möchte keinen anderen machen, außer vielleicht ...
Was wäre dein Job, würdest du nicht das machen, was du jetzt machst?
Tischler bzw. Restauratorin. Historisches hat mich schon immer interessiert. Ich hatte immer die Idee Antiquitäten, historische Gebäude und Kunstwerke zu restaurieren.
Was machst du, wenn du nicht arbeitest?
Lesen, spazieren gehen, mit dem Fahrrad unbekannte Ecken in Hamburg entdecken, alleine, mit meiner Familie oder mit Freunden ... und frühstücken! Ein ausgiebiges Frühstück mit lieben Leuten ist für mich der beste Start in einen freien Tag.
In welchem Stadtteil von Hamburg lebst du?
In Eimsbüttel.
Möchtest du nochmal in einem Anderen wohnen?
Och, warum nicht? Ich komm immer mal wieder an schönen Ecken vorbei, wo ich durchaus gerne wohnen würde.
Wo würdest du dein Traumhaus bauen?
An der Nord-West Küste Norwegens mit Blick auf den Fjord.
Was macht Hamburg für dich zur Kulturstadt #1?
Ich finde hier alles, was mich interessiert. Ich kann vom klassischen Konzert über eine Tagebuchlesung bis hin zum Elektro Festival vor der Haustür alles besuchen. Es ist echt abgefahren, was man in Hamburg so alles unternehmen kann und das tatsächlich alle möglichen Geschmacksrichtungen bedient werden. Was will man mehr?
Was würdest du ändern, wenn du Bürgermeister wärst?
Das ist schwierig. Mich nervt tatsächlich das Ungleichgewicht von Arm und Reich in dieser Stadt – wo hier so viel Geld sitzt. Mein Traumprojekt für den clubkinder e.V. in dem ich so rumtüddel ist ein Patenprogramm, bei dem sich der reiche Schnösel von der Alster und sozial benachteiligte Jugendliche begegnen. Im Idealfall geht das über finanzielle Unterstützung hinaus und beide Parteien lernen tatsächlich die Lebenswelt des Anderen kennen. Mal eintauchen in ein völlig anderes Leben.
Dafür muss ich aber wohl nicht Bürgermeister werden ...
Warum Hamburg und nicht Berlin oder New York?
Das hat familiäre Gründe. Für mich war es ein ziemlich langer Weg, mich in Hamburg zu verlieben. Am Anfang war ich gar nicht so begeistert. Richtiges Heimatgefühl ist erst aufgekommen, als ich mit dem Rad Wege und Ecken abseits der gängigen angesagten Spots entdeckt habe und wir in die richtige Wohnung gepurzelt sind. Das ist übrigens immer noch so. Gerade gestern bin ich nur zwei Straßen von mir zu Hause entfernt durch einen Gang gelaufen, wo ich vorher noch nie war. Und dort war es ganz idyllisch.
Berlin mag ich sehr, man muss allerdings fairer Weise sagen, dass ich Berlin immer nur im Sommer beim Grillen und Feiern im Park mit Freunden kennengelernt habe. Nicht gerade sehr objektiv, vielleicht. Eher so rosa-rot.
Ich fahr demnächst mal bei regnerischem Schietwetter hin.
New York steht ganz oben auf der „Reise-to-do-Liste“. Zum Leben vielleicht dann doch ne Nummer zu schnell, hektisch und groß.
Alster oder Elbe?
Elbe
Wieviel Stunden am Tag ist dein Smartphone an?
Immer, ich mach es nur zum schlafen aus. Find ich schlimm, krieg tatsächlich Entzugserscheinungen.
Keine Frage, Platz für deine Antwort oder was du loswerden möchtest:
Ich wünsche mir, dass Menschen tolerant und emanzipiert sind. Das würde Vieles einfacher und schöner machen.
Lieblingssong des Moment?
Immer wieder: »Boom, Blast & Ruin« von Biffy Clyro und einige Andere vom »Revolutions« Album. Ich mag aber auch so Sachen wie »So Into You« (Wilhelm Tell Me) oder »Keep This« (The/Das).
Lieblingssong forever?
»Just Breathe«, Pearl Jam.
Drei Plätze, die man sich in Hamburg unbedingt angeschaut haben sollte:
Wer bist du?
Ich bin Rieke, 33 Jahre alt, verheiratet, eine 8-jährige Tochter.
Photocredits: Johannes Rascher
Woher kommst du?
Ich bin ein richtiges Dorfkind. Die ersten 18 Jahre meines Lebens habe ich in einem 600 Seelen Dorf namens Bendingbostel in der Nähe von Verden/Aller verbracht. Nach dem Abi hat es mich dann Stück für Stück über verschiedene Stationen wie Leipzig, Norderney, Oldenburg und Norwegen in die Großstadt verschlagen.
Seit wann bist du in Hamburg?
Ich bin im Winter 2010 nach Hamburg gekommen.
Jetzt sind es also bald schon vier Jahre – trubelige vier Jahre.
Erzähl mal von deinem Beruf?
Ich arbeite als selbstständige Genealogin. Nein, ich habe keine Frauenarztpraxis, ich bin Ahnen- und Familienforscherin. Und meine Firma heißt ChronoVoyage. Denn das ist das, was ich mache ... ich begebe mich auf eine Zeitreise und hangel mich chronologisch in die vergangenen Familiengeschichten meiner Kunden. Das ist wie Detektivarbeit. In den Archiven buddel ich die verschiedensten Dokumente aus, manchmal mehrere hundert Jahre alt. Damit puzzle ich den Lebensweg einzelner Personen oder ganzer Familien bis ins 16 Jahrhundert zurück wieder zusammen.
Keine Forschung ist wie die andere und ich habe noch nie einen langweiligen Fall gehabt. Die Kunst ist es für mich, meinen Kunden aus den harten Fakten ein lebendiges Bild über eine Person und deren Lebenswelt zu stricken.
Die meisten Forschungsergebnisse sind wirklich berührend: da ist die Nazi-Vergangenheit des Großvaters, die Stasi-Akte, die Dissertation des Urgroßvaters oder auch die 7-köpfige Familie zu Beginn den 19. Jahrhunderts, denen 3 Kinder im Kleinkindalter sterben, die Mutter beim 6. Kind im Kindbett verstirbt und sich der Vater alleine mit seinen Kindern über den Hamburger Hafen in die neue unbekannte Welt aufmacht.
Man könnte meinen, dass dies für den Einzelnen nur Geschichten über eigentlich unbekannte, weil lange verstorbene Menschen sind. Komischerweise dockt das Wissen um die eigenen Vorfahren aber tatsächlich in den Menschen an und macht emotional etwas mit ihnen. Ich kriege davon Gänsehaut und meinen Kunden stehen da manchmal die Tränen in den Augen.
Ein wundervoller Job ... ich möchte keinen anderen machen, außer vielleicht ...
Photocredits: Johannes Rascher
Was wäre dein Job, würdest du nicht das machen, was du jetzt machst?
Tischler bzw. Restauratorin. Historisches hat mich schon immer interessiert. Ich hatte immer die Idee Antiquitäten, historische Gebäude und Kunstwerke zu restaurieren.
Was machst du, wenn du nicht arbeitest?
Lesen, spazieren gehen, mit dem Fahrrad unbekannte Ecken in Hamburg entdecken, alleine, mit meiner Familie oder mit Freunden ... und frühstücken! Ein ausgiebiges Frühstück mit lieben Leuten ist für mich der beste Start in einen freien Tag.
In welchem Stadtteil von Hamburg lebst du?
In Eimsbüttel.
Möchtest du nochmal in einem Anderen wohnen?
Och, warum nicht? Ich komm immer mal wieder an schönen Ecken vorbei, wo ich durchaus gerne wohnen würde.
Wo würdest du dein Traumhaus bauen?
An der Nord-West Küste Norwegens mit Blick auf den Fjord.
Was macht Hamburg für dich zur Kulturstadt #1?
Ich finde hier alles, was mich interessiert. Ich kann vom klassischen Konzert über eine Tagebuchlesung bis hin zum Elektro Festival vor der Haustür alles besuchen. Es ist echt abgefahren, was man in Hamburg so alles unternehmen kann und das tatsächlich alle möglichen Geschmacksrichtungen bedient werden. Was will man mehr?
Was würdest du ändern, wenn du Bürgermeister wärst?
Das ist schwierig. Mich nervt tatsächlich das Ungleichgewicht von Arm und Reich in dieser Stadt – wo hier so viel Geld sitzt. Mein Traumprojekt für den clubkinder e.V. in dem ich so rumtüddel ist ein Patenprogramm, bei dem sich der reiche Schnösel von der Alster und sozial benachteiligte Jugendliche begegnen. Im Idealfall geht das über finanzielle Unterstützung hinaus und beide Parteien lernen tatsächlich die Lebenswelt des Anderen kennen. Mal eintauchen in ein völlig anderes Leben.
Dafür muss ich aber wohl nicht Bürgermeister werden ...
Warum Hamburg und nicht Berlin oder New York?
Das hat familiäre Gründe. Für mich war es ein ziemlich langer Weg, mich in Hamburg zu verlieben. Am Anfang war ich gar nicht so begeistert. Richtiges Heimatgefühl ist erst aufgekommen, als ich mit dem Rad Wege und Ecken abseits der gängigen angesagten Spots entdeckt habe und wir in die richtige Wohnung gepurzelt sind. Das ist übrigens immer noch so. Gerade gestern bin ich nur zwei Straßen von mir zu Hause entfernt durch einen Gang gelaufen, wo ich vorher noch nie war. Und dort war es ganz idyllisch.
Berlin mag ich sehr, man muss allerdings fairer Weise sagen, dass ich Berlin immer nur im Sommer beim Grillen und Feiern im Park mit Freunden kennengelernt habe. Nicht gerade sehr objektiv, vielleicht. Eher so rosa-rot.
Ich fahr demnächst mal bei regnerischem Schietwetter hin.
New York steht ganz oben auf der „Reise-to-do-Liste“. Zum Leben vielleicht dann doch ne Nummer zu schnell, hektisch und groß.
Alster oder Elbe?
Elbe
Wieviel Stunden am Tag ist dein Smartphone an?
Immer, ich mach es nur zum schlafen aus. Find ich schlimm, krieg tatsächlich Entzugserscheinungen.
Keine Frage, Platz für deine Antwort oder was du loswerden möchtest:
Ich wünsche mir, dass Menschen tolerant und emanzipiert sind. Das würde Vieles einfacher und schöner machen.
Lieblingssong des Moment?
Immer wieder: »Boom, Blast & Ruin« von Biffy Clyro und einige Andere vom »Revolutions« Album. Ich mag aber auch so Sachen wie »So Into You« (Wilhelm Tell Me) oder »Keep This« (The/Das).
Lieblingssong forever?
»Just Breathe«, Pearl Jam.
Drei Plätze, die man sich in Hamburg unbedingt angeschaut haben sollte:
- Den Sachsenwald und den Weiher in Aumühle.
- St. Pauli Nachtmarkt auf dem Spielbudenplatz, Käse und Gemüse kaufen und mit Freunden (die das können) kochen.
- Einen warmen Scone mit Erdbeermarmelade und Sahne im „Hallo Kleines“ essen.
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