Seid ihr schon auf die norwegische Webserie Sweatshop – Deadly Fashion aufmerksam geworden? Ich habe den Link auf Amy & Pink zu der fünfteiligen Serie, mehr als einmal zugeschickt bekommen und weil die Art der Herstellung von Kleidung ein Thema ist, was wichtig bleibt, greife ich es auch hier auf.
Um was geht es in der Serie?
Die damals 16jährige Modebloggerin Anniken Englund Jørgensen, Ludvig Hambro und Fride Ottesen aus Norwegen, bereisen im Januar 2014 zehn Tage lang Kambodscha, um sich vor Ort in den Produktionsstätten (sogenannten Sweatshops = Ausbeutungsbetrieb) umzusehen, die Kleidung selbst herzustellen, mit den Menschen die die Demos vor Ort anführen sprechen und, um von dem selben Tageslohn wie ein Fabrikarbeiter zu leben.
Produziert wurde das Ganze von der der Bewegtbildabteilung der norwegischen Tageszeitung "Aftenposten" und die Serie kann mit englischen oder spanischen Untertiteln im Netz angesehen werden. Im April 2014 erschien sie in Norwegen und brachte im Anschluß einiges ins Rollen. Konfrontiert mit den Menschen vor Ort, ist den Jugendlichen das Leid so nah, man sieht ihnen an, die Zustände bewirken etwas ihn ihnen. Hier der Trailer für euch:
Ich hab mir alle Folgen angesehen und mich durch Anniken Blog, ihre und Frides Instagram Bilder bis zu den Beiträge der Reise im Januar 2014 geklickt, gelesen und einige Stunden damit verbracht norwegische Blogs und Webseiten zu durchforsten und Videos anzuschauen. Annikens schreibt:
"Bevor ich ging, wusste ich nichts über das Land, nicht mal, wo es auf der Karte liegt. Ich habe mich vor der Reise auch nicht informiert. Ich dachte, das Massenproduktion von Kleidung bedeutete, dass sie von Maschinen hergestellt wird. Jetzt weiß ich, wie die Textilindustrie arbeitet - ich bin dort gewesen und habe es mit eigenen Augen gesehen. Ich habe auf einem Boden geschlafen, einfache Nahrung gegessen und für mehrere Stunden in der Fabrik ohne Lüftung auf einem kleinen Stuhl gesessen, um immer wieder die gleiche Masche zu nähen, bis mir schlecht war und ich so müde wurde, dass ich nur noch anfangen wollte zu weinen. Wir hatten Wasser und auch etwas zu Essen. Aber den meisten dort ist es nicht erlaubt zu essen oder zu trinken, aus Angst, dass es auf die Kleidung verschüttet wird. Zu lange Pause machen bedeutet, das Risiko einzugehen, gefeuert zu werden."
"Letzte Nacht schlief ich in einem kleinen Haus – mein Badezimmer zu Hause ist größer. Um 5.30 Uhr standen wir mit Rückenschmerzen auf um zur Arbeit zu gehen. Ich habe jetzt 8 Stunden lang Kleidung gemacht, für 4 Dollar = 26 norwegischen Kronen. Wir Norweger sind verwöhnte Gören. Ich schäme mich."
Nachdem die Serie im April 2014 in Norwegen zu sehen war, haben sich Anniken und Frida dafür eingesetzt, alle gefilmten Erlebnisse öffentlich zu machen. Denn, wie sie sagten, wurden die Bedingungen in den Episoden verharmlost gezeigt und Szenen, wie z.B. in einem Frauenhaus gar nicht erst gesendet.
In den ersten Folgen kann man die Drei fast nicht leiden, so arrogant sprechen sie über die Zuständen und Menschen vor Ort – doch was für einen Eindruck kann man haben, wenn man normalerweise weit ab von dem Geschehen in seinem bequemen Bett liegt und das einzige Problem vielleicht eine unstabile Internetleitung oder die fehlende Milch im Kühlschrank für den nächsten Kaffee ist?
Innerhalb von fünf dramaturgischen Folgen erlebt man einen Sinneswandel bei den Jugendlichen – wie könnte man auch anders bei diesen eindringlichen Erfahrungen vor Ort?
Die norwegische Presse griff das Thema auf, Anniken sagte nachträglich, an ihr wurde wie an einer Puppe von allen Seiten gezogen – so hatte sie aber auch die Möglichkeit im Fernsehen konkret auf die Missstände hinzuweisen und sie forderte öffentlich einen der führenden norwegischen Kleiderriesen auf, die Arbeitsbedingungen zu verbessern.
Daraufhin wurde ihr und Frida ein Gespräch mit Diesem angeboten, was sie mit dem Filmteam von Aftenposten aufzeichnen wollten, der Sender machten jedoch, wie Anniken in ihrem Blog schreibt einen Rückzieher, weil sie den Konzern nicht öffentlich an den Pranger stellen wollten (Der Sender sagt, der Konzern wollte nicht vor die Kamera).
Selbst mit einem Übersetzungsprogramm kann man Annikens Wut in diesem (Titel: "Norwegen ist nicht ehrlich genug") oder auch jenem Blogbeitrag dazu lesen. Sie schreibt mit sehr deutlichen Worten und möchte so aufzeigen, dass sie, im Gegensatz zu der klassischen Presse keine Rückzieher macht und gewillt ist, klare Worte auszusprechen.
In den ersten Folgen kann man die Drei fast nicht leiden, so arrogant sprechen sie über die Zuständen und Menschen vor Ort – doch was für einen Eindruck kann man haben, wenn man normalerweise weit ab von dem Geschehen in seinem bequemen Bett liegt und das einzige Problem vielleicht eine unstabile Internetleitung oder die fehlende Milch im Kühlschrank für den nächsten Kaffee ist?
Innerhalb von fünf dramaturgischen Folgen erlebt man einen Sinneswandel bei den Jugendlichen – wie könnte man auch anders bei diesen eindringlichen Erfahrungen vor Ort?
Die norwegische Presse griff das Thema auf, Anniken sagte nachträglich, an ihr wurde wie an einer Puppe von allen Seiten gezogen – so hatte sie aber auch die Möglichkeit im Fernsehen konkret auf die Missstände hinzuweisen und sie forderte öffentlich einen der führenden norwegischen Kleiderriesen auf, die Arbeitsbedingungen zu verbessern.
Daraufhin wurde ihr und Frida ein Gespräch mit Diesem angeboten, was sie mit dem Filmteam von Aftenposten aufzeichnen wollten, der Sender machten jedoch, wie Anniken in ihrem Blog schreibt einen Rückzieher, weil sie den Konzern nicht öffentlich an den Pranger stellen wollten (Der Sender sagt, der Konzern wollte nicht vor die Kamera).
Selbst mit einem Übersetzungsprogramm kann man Annikens Wut in diesem (Titel: "Norwegen ist nicht ehrlich genug") oder auch jenem Blogbeitrag dazu lesen. Sie schreibt mit sehr deutlichen Worten und möchte so aufzeigen, dass sie, im Gegensatz zu der klassischen Presse keine Rückzieher macht und gewillt ist, klare Worte auszusprechen.
Frida (vor dem Treffen): "Es wird schwierig sein, denn weder Anniken noch ich haben nicht mehr Beweise als unsere Erfahrungen, die wir in Kambodscha gesammelt haben. (...) Wie können Menschen, mit Villa, Pool und riesiger Yacht, schlafen, wenn sie wissen, dass es viele Tausende von TextilarbeiterInnen gibt, die nicht einmal ein Bett in der Nacht haben? Logik ist hier schwierig."
Die beiden haben es durch ihre dauerhafte Präsenz geschafft, dass das Thema nicht nur in allerlei Blogs diskutiert und somit Thema bei einer jüngeren Zielgruppe, sondern auch von der Storting, dem norwegischen Parlament, aufgegriffen und besprochen wurde! Zu einer Gesetztesänderung hat es nicht geführt, doch die Ziele des Konzerns zu den Arbeitsbedingungen wurden neu überarbeitet – ob sie auch umgesetzt werden, ist wohl schwer zu überprüfen.
Für zwei 16jährige Mädchen finde ich die Entscheidung nach Kambodscha in eine der Fabriken zu gehen wirklich mutig. Klar haben viele in dem Alter eine große Klappe, doch es hapert meist an der Umsetzung. Und auch der Einsatz den die Beiden im Anschuß zeigen, deutet darauf hin, dass sie das Erlebnis verändert hat. Bedeutet dies jedoch, man muß sich 24 Stunden am Tag damit beschäftigen?
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Bis heute setzen sie sich für das Projekt framtiden (Gerechte Löhne für Textilarbeiterinnen) ein und auch wenn Anniken es langsam leid wird immer das Selbe zu sagen, sie weiß, das Thema ist so wichtig, dass sie es als Botschafterin auch immer wieder auf ein Neues wiederholt.
Kann man dies als junger Mensch, der sich noch findet, 24 Stunden am Tag durchhalten und so ein besserer Mensch werden? Muß man radikal alle schlechten Gewohnheiten ändern? Jeder hat sein eigenes Tempo und sein eigenes Gewissen ...
Ich hab mich bei dem Bikinibild der Beiden am letzten Tag in Kambotscha gefragt, ob es wirklich nötig war – Sonne genießen und Freizeit haben ... kurz nachdem man weinend vor der Kamera stand. Geht es nicht anders, um sich von der Situation nicht fertig machen zu lassen?
Auf ihrem Blog findet man im letzten Jahr (nach der Reise) einige Beiträge in denen sie Produkte verlinkt, die wohl nicht fair hergestellt wurden ... Der dritte im Bunde der Serie, Ludvig, hat seine Webprofile mittlerweile gelöscht und seine Bilder von damals sind nicht mehr zu sehen. Schade, dass sie offensichtlich nicht vor Projektstart besser beraten wurden, denn auch wenn Anniken bereits vorher durch eine anderes Format (Teenage Boss) im Land bekannt war, haben sie sich beide Mädels nach dem plötzlichen Erfolg der Serie in Norwegen für eine Zeit aus den sozialen Netzwerken zurückgezogen und ein paar Accounts ganz gelöscht. ...
Ich werde immer mal wieder nachschauen, denn ich finde spannend, wie sich die Geschichte entwickelnd wird und was die Zeit bringt.
Im September wurde die Webserie in Spanien und Südamerika aufgegriffen – nun auch in ein paar deutschen Blogs. Wichtig ist, wie ich finde, dass das Thema einfach immer wieder aufgegriffen wird, das eigene Verhalten kann auch mit kleinen Schritten verändert werden. Denn es ist nicht nötig Produkte aus Massenproduktionen zu kaufen!
Hier alle Folgen der Serie für euch:
Folge 1 How many will die here every year?
Folge 2 Our bathroom is larger than her entire house
Folge 3 I’ll keep going until I faint
Folge 4 The large chains are starving their workers!
Folge 5 What kind of life is this?
Ich habe gestern reingeschaut und werde mir die anderen Folgen die kommenden Tage auch noch ansehen!
AntwortenLöschenwww.thefashionfraction.com
Danke Kathrynsky!
AntwortenLöschenDanke für die Recherche!
AntwortenLöschenIch hab mir alle Folgen angeschaut...und weiß gar nicht, was ich sagen soll. Vor allem die letzten Folgen hinterlassen bleibenden Eindruck und regen mehr als nur zum Nachdenken an. Vielen Dank fürs Posten
AntwortenLöschenHallo Kathrin, ich danke Dir für diese Hintergrundinfos. Ich habe heute alle Folgen geschaut und bin wirklich fertig. Klar irgendwo weiß man, dass es so in etwa dort ist, aber oft genug verdränge ich das. Ich versuche schon seit einiger Zeit mein Konsumverhalten heftig einzuschränken bzw. zu verändern. Auf jeden Fall muss ich jetzt noch mehr an diese Menschen denken, wenn ich durch einen H&m gehe und das ist gut so. Dann doch lieber zu Oxfam. Liebe Grüße, Koko
AntwortenLöschenIch bin auch gespannt, wie's weitergeht! Dein Post ist echt toll, ich habe gerade auch so eine Nachtschicht mit norwegisch-übersetzen eingelegt, um darüber zu schreiben. War nicht geplant, aber Norwegisch und die ganze Geschichte sind doch etwas komplizierter als gedacht...
AntwortenLöschenHey Irene, so ging es mir auch. Hab bis halb fünf morgens übersetzt, aber wollte es wissen ;) ZZzzzzZZZ ...
AntwortenLöschenIch habe gerade die Sendungen angesehen und dann gegoogelt und deinen Blogbeitrag dazu entdeckt.
AntwortenLöschenDas Format ist zwar schon ein wenig trashig, aber ich finde es extrem gut zu sehen dass bei allen ein Sinneswandel stattfand. Ich hatte das Gefühl, dass gerade die beiden Mädels die Situation in den ersten Folgen nicht so wirklich überrissen haben, aber später schon wirklich realisiert haben wie das Leben dort sein muss.
Ich glaube ich muss auch noch einen Post drüber schreiben. Mein Blog ist zwar winzig im Gegensatz zu vielen anderen, aber wenn sich nur zwei Leute damit beschäftigen ist ja auch schon was gewonnen...
LG
Danke für deinen Blogbeitrag! Ich bin auch auf die Serie gestoßen und habe danach etwas gegoogelt, da mich interessiert hat, was die drei heute machen bzw. ob sie immer noch ihren Blog weiterschreiben wie zuvor. Danke für deine Recherchen!
AntwortenLöschenFashion can be fair. I am a Lingerie Designer, and my Fashion is sensual produced without pain. I pleased Anniken to write about me and she did it today! http://annijor.blogg.no/1428923761_hndlaget_underty.html
AntwortenLöschenIch habe gerade aus Zufall auf dem Instagram Account von Frida gesehen, dass Sweatshop wohl bald in die nächste Runde geht. Wir dürfen wohl gespannt sein auf das was kommt.
AntwortenLöschenHier das Bild dazu
https://instagram.com/p/18ZqlilGp4/?taken-by=fridaot
Liebe Grüße
@eatcarelove DANKE für die Info! :)
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