Heute habe ich schon wieder so eine tolle Frau zu Gast – die nach Hamburg kam und eigentlich ganz woanders hinwollte, deren Pläne anders waren und nun so sind – vielleicht ist das in dieser Stadt so. Und am Ende ist man meistens sehr glücklich. Heute im Interview der Serie Hamburger Menschen: Xandi Godinho!
Wer bist Du?
Wer bist Du?
Ich bin Xandi. Das ist kein Name, der irgendeiner abgedrehten indischen Zeremonie entsprungen ist, sondern mein wirklicher echter Spitzname, seit ich auf dieser Welt bin. Mein Vater ist Portugiese und dort ist Xandi eine ziemlich geläufige Abkürzung für meinen eigentlichen Namen. Eigentlich heiße ich nämlich Alexandra, aber sobald ich mich so vorstelle, nennen mich binnen fünf Minuten alle "Alex". Und das mag ich persönlich überhaupt nicht, so hat nur meine Mutter mich genannt, wenn sie sauer auf mich war oder ich dringend mein Zimmer aufräumen musste.
Photocredit: Phillip Eggers Fotografie
Woher kommst Du?
Geboren bin ich in der Rattenfängerstadt Hameln in der Nähe von Hannover. Hameln ist klein, süß, aber auch ein klitzekleines bißchen langweilig. Die Grauhaardichte ist immens hoch und man nimmt als Jugendlicher unheimlich viel auf sich, um am Wochenende mal rauszukommen. Bis zu 45 km in den nächsten Club fahren beispielsweise. Das finde ich jetzt ziemlich unfassbar, damals war es aber total normal.
Seit wann bist Du in Hamburg?
Seit 1998, also schon ganze 16 Jahre. Ich staune manchmal selber darüber, wie lange es eigentlich schon her ist, dass ich hergezogen bin. Ursprünglich war Hamburg gar nicht meine erste Wahl, ich wäre lieber ins mir schon bekannte Hannover gezogen, aber mein damals bester Freund war absoluter Hamburgfan und hat mich ganz einfach überredet, mit ihm hier herzuziehen. Und ich bin geblieben, wie man sieht - während er übrigens berufsbedingt mittlerweile in München wohnt.
Photocredit: Phillip Eggers Fotografie
Erzähl mal von Deinem Beruf?
Ich habe nach ein paar Irrwegen durch die Welt des Englisch- und Sport- sowie Kommunikationsdesignstudierens schlussendlich 2003 eine Ausbildung zur Ayurvedatherapeutin und Yogalehrerin gemacht und arbeite seitdem als Masseurin.
Ich habe lange Zeit in diversen Spas gearbeitet, bis ich irgendwann dachte, dass es langsam Zeit für etwas Eigenes wird, in dem ich meine Ideen und Wünsche verwirklicht sehe. Also habe ich meinen Bausparvertrag für meinen Traum auf den Kopf gehauen und leite nun seit fast vier Jahren zusammen mit meiner Schwester das schön & wohl im Schanzenviertel. Dort arbeiten wir auf 130qm mit ein paar ganz tollen Mitarbeitern daran, uns vom üblichen Wellnessmarkt abzusetzen. Wir achten bei den Produkten und Ölen auf ökologische und verträgliche Inhaltsstoffe, versuchen so gut es geht, Kleinbetriebe zu unterstützen, die mit Liebe und Tradition arbeiten, beziehen Ökostrom von Greenpeace Energy und verwenden für unsere Werbematerialien Recyclingpapier. Einen Teil unserer Einnahmen spenden wir an wechselnde karitative Einrichtungen, vornehmlich in Hamburg. Bei uns wird sich geduzt und auch mal ein lockerer Spruch gerissen - aber trotzdem haben wir alle gute Ausbildungen und jahrelange Erfahrungen. Das macht uns ziemlich einzigartig und darauf sind wir auch ein ganz kleines bißchen stolz.
Was wäre Dein Job, würdest Du nicht das machen, was Du jetzt machst?
Ich wäre vermutlich entweder Innenarchitektin oder Hundezüchterin, Sängerin in zwielichtigen verrauchten Blueskneipen, yogaunterrichtende, massierende Aussteigerin in Andalusien oder Südfrankreich ... oder alles zusammen.
Was machst Du, wenn Du nicht arbeitest?
Ich treffe mich mit Freunden, trinke Rotwein, gehe auf Konzerte, höre Musik, frühstücke, gehe mit meinem Hund spazieren und/oder an der Elbe joggen, übe mich im Surfen in Dänemark oder befinde mich auf der Autobahn zwischen Hamburg und Kiel, wo mein Freund wohnt.
In welchem Stadtteil von Hamburg wohnst Du?
Seit nunmehr acht Jahren schon in Ottensen.
Möchtest Du noch einmal in einem anderen wohnen?
Nein. Ich liebe meinen Kiez. :-) Sollte ich noch einmal umziehen, wird es eher weiter raus ins Grüne und/oder ans Wasser gehen. Oder gleich nach Frankreich oder Andalusien - siehe nächste Frage.
Wo würdest Du Dein Traumhaus bauen?
Entweder irgendwo in Dänemark, Südfrankreich oder Andalusien. Auf jeden Fall irgendwo, wo man aus der Haustür direkt auf den Strand fallen oder zumindest unter einem Olivenbaum Rotwein trinkend und Käse essend in den Sonnenuntergang gucken kann.
Was macht Hamburg für Dich zur Kulturstadt #1?
Dass es hier allabendlich hunderte Möglichkeiten gibt, entweder tolle Livemusik, Lesungen oder Veranstaltungen zu besuchen - und dass man das fast alles fussläufig miteinander verknüpfen kann. Dass man aber auf der anderen Seite auch ohne Probleme seine Ruhe im Grünen haben kann, wenn man das lieber möchte.
Photocredits: Maria Kotylevskaja Photography
Warum Hamburg und nicht Berlin oder New York?
An Hamburg war ja, wie oben schon geschrieben, mein ehemals bester Freund schuld, wofür ich ihm aber sehr dankbar bin. Ich mag die Menschen hier, die im Gegensatz zu dem, was viele ja immer behaupten, superoffen und freundlich sind. Ich mag das Wasser, das viele Grün und dass hier immer eine leichte Brise weht. Ich mag, dass Hamburg eigentlich trotz seiner Größe ein Dorf ist, wenn man es erst gut kennt.
Berlin ist mir zu groß, ich kann es nicht leiden, wenn man für Verabredungen innerhalb einer Stadt gefühlte fünf Stunden mit der Bahn fahren muß. Ausserdem fehlt mir da das Wasser, das viele Grün, die leichte Brise ... von New York ganz zu schweigen. Das ist so eine Stadt, in die mich so gar nichts zieht, weil sie mir viel zu groß und hektisch und voll ist - ich würde wahrscheinlich innerhalb von fünf Minuten Schnappatmung bekommen - und sofort wieder nach Hamburg zurück wollen. ;-)
Alster oder Elbe?
Elbe. Mit Hund. Mit Grill. Oder mit Gummistiefeln.
Wieviele Stunden am Tag ist Dein Smartphone an?
So 16-17 Stunden. Nachts bin ich tatsächlich rigoros und schalte es komplett aus. Da will ich schlafen.
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“One of the advantages of being disorganized is that one is always having surprising discoveries.”
― A.A. Milne
Lieblingssong des Moment?
"Love rears its ugly head" von Living Colour.
Diesen Song habe ich schon mit 14 mit den mir damals zur Verfügung stehenden Mitteln (einem Kassettenrekorder, der so groß war wie ein Einfamilienhaus und einem Mikrofon) in einer verzweifelten Aktion vom Fernseher aufgenommen, um ihn zu hören, bis die Kassette geleiert hat. In Zeiten von Spotify und itunes heutzutage undenkbar. Bis heute finde ich diesen Song einfach nur großartig.
Drei Plätze, die man sich in Hamburg unbedingt angeschaut haben sollte:
- Den Elbstrand bei Wittenberge
- Das Gängeviertel
- Den Wohlerspark
Möchtest Du noch jemanden grüßen, hier ist Platz dafür:
Ich grüße meinen Freund Damien, der so wunderbar macht, dass es mir gut geht - und meine Schwester, ohne die ich nicht das wäre, was ich heute bin, und nicht dort wäre, wo ich heute bin.
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