Heute habe ich eine liebe Freundin zu Gast in der Serie "Hamburger Menschen" – kennengelernt haben wir uns durch gemeinsam Freunde und ich bin jedes mal auf ein neues fasziniert, wie umtriebig sie ist. Konzerte, Theater, Ausstellung und dazu ein entspannter, nachdenklicher, sonniger Hippiemensch. In dem About auf ihrem Blog hat ihr eine liebe Freundin geschrieben: Ihr Interesse für alles was der Verblödung entgegen wirkt ist enorm groß. Sie ist wie ein riesiger Schwamm, der am liebsten alles aufsaugen möchte. – besser könnte man es nicht sagen. Zum Glück hat sie in ihren Antworten ein wenig ausgeholt und ihr erfahrt heut auch ein bißchen über sie. Los geht es:
Wer bist du?
Ich bin Jane Novo de Oliveira. Weil sich das aber keiner so richtig merken kann und ich beim Buchstabieren peinlicherweise oft selbst durcheinander komme, hat sich einfach NOVO breit gemacht. Mein Name ist Novo, Jane Novo - haha! Klingt auch zackiger. Darf also benutzt werden!
Und nein, ich bin keine Portugiesin.
Woher kommst du?
Sagt man heute noch Osten? Dann komme ich aus dem Osten! Ansonsten entspringe ich genau der Mitte, der Gegend um Erfurt. Schön isses da! Ich komm da gern her.
Seit wann bist du in Hamburg?
Nach ein paar Jahren Odyssee quer durch Deutschland lebe ich seit 2006 in Hamburg. Wow, wir feiern bald 10-jähriges, stelle ich gerade fest. Rosenhochzeit! Kommt mir vor wie gestern und gleichzeitig wie schon immer. Jedenfalls zog es mich schon immer nach Hamburg, wurde aber irgendwie ewig nix draus. Warum - weiß ich selbst nicht so recht? Im Nachhinein betrachtet gibt's eigentlich keinen Grund für das Hinauszögern. Aber so läuft es ja oft bei innigen und andauernden Beziehungen. Das dauert eben! Vielleicht aus Angst davor, dass der Traum platzt und die Realität ganz anders aussieht. War aber zum Glück nicht so – und mein Bauchgefühl, mit Abstand betrachtet, dann doch genau richtig. Hamburg ist für mich einfach durch nichts zu überbieten (außer ein bissl Ausland auf Zeit eventuell), schon gar nicht im Gefühl. Egal wie lange ich die Stadt verlasse – und sei es nur für einen Tagesausflug an die Ostsee – fühle ich mich sofort warm umarmt, wenn die Lichter der Stadt wieder auf mich herab lächeln. Irgendwie ist da ne ganz besondere Verbindung, die ich gar nicht wirklich in Worte fassen kann/will. Wenn mich doch jemand fragt, sag ich gern, es fühlt sich an, als hätte ich hier schon mal gelebt und die Stadt hat solange nach mir gesucht, bis sie mich wieder hatte. Die Freude war riesig, beiderseits und ist noch lang nicht zu Ende verdaut :) Manche halten mich dann für ein bisschen verrückt, andere wissen sofort was ich meine. Nach einer langen Reise angekommen sein! Das ist jedenfalls die Stimmung, die mir zusammen mit der Elbe immer wieder entgegen schwappt – wie ein Perpetuum Mobile :)
Erzähl mal von deinem Beruf?
Hmmm, also je nachdem, mit wem ich mich darüber unterhalte, variiert die Antwort von - bis: 1. Ganz salopp umschrieben, bin ich eigentlich sowas wie ein Kindergärtner, nur eben für Erwachsene. Und das ist absolut positiv gemeint, denn zu meinem Job gehört es, dass sich immer alle wohlfühlen und alles rund läuft, im besten Fall, ohne das jemand merkt, dass auch alles hätte schief laufen können. Das Sahnehäubchen an meinem Beruf ist, dass ich mich darin selbst pudelwohl fühle. Es ist ein Geben und Nehmen at it's best! 2. Der moderne Mensch nennt diese meine Berufung vielleicht gerade deshalb Feelgood Manager. Mag ich auch ganz gern. Klingt fast wie ein Kompliment, das man dir mit jeder einzelnen Business Card aushändigt. Ganz klassisch gesehen arbeite ich als 3. Office Manager bei Facebook und organisiere hier eben alles rund um Leute, Events und unsere Vier Wände an sich. Das passt ganz gut zu mir. Ich liebe organisieren. Und Details! Eben die kleinen Dinge im Leben, die dann jeden Moment ganz groß machen können, die das Leben und Arbeiten abrunden. Dabei wäre ich fast mal auf die schiefe Bahn geraten, als ich nach meinem 2. Staatsexamen in einer Kanzlei für Bank- und Kapitalmarktrecht angeheuert habe ;) War aber nix für mich. Ewig rum streiten ist nicht so mein Ding.
Was wäre deine Job, würdest du nicht das machen, was du jetzt machst?
Ein noch schlummernder Traum ist ein eigenes Cafe / Bar / Restaurant – mit Wohnzimmer Wohlfühl Atmosphäre und ab und zu guter Live Musik. Also auch wieder was mit kümmern, um die besten Gäste Hamburgs dann eben – um Nachbarn und Freunde.
Was machst du, wenn du nicht arbeitest?
Zumindest immer irgendwas! Ich bin nicht so der Still Sitzer, es sei denn ich hab lecker Essen, lecker Wein und beste Freunde zum schnacken in greifbarer Nähe. Am liebsten bin ich immer da wo gute Musik gespielt wird. Das darf dann auch gern „nur“ am Ende meiner Kopfhörer bei einem ausgedehnten Spaziergang sein.
Meine (Nachmitt-) Tage verbringe ich größtenteils mit meinem Sohn, mittlerweile kann ich sogar recht gut Fussball spielen und lerne gerade skaten. Kann man schon mal machen, mit fast 35 – haha. Der Rest meiner wenigen Freizeit verteilt sich dann auf unterwegs mit Freunden und unterwegs mit Freud – ich hab gerade angefangen nebenbei Psychologie zu studieren. Ein bereits aufgeweckter Traum!
Meine (Nachmitt-) Tage verbringe ich größtenteils mit meinem Sohn, mittlerweile kann ich sogar recht gut Fussball spielen und lerne gerade skaten. Kann man schon mal machen, mit fast 35 – haha. Der Rest meiner wenigen Freizeit verteilt sich dann auf unterwegs mit Freunden und unterwegs mit Freud – ich hab gerade angefangen nebenbei Psychologie zu studieren. Ein bereits aufgeweckter Traum!
In welchem Stadtteil von Hamburg lebst du?
Eimsbush – yeahhh! Meine erste Station Winterhude empfand ich ziemlich schnell als „am falschen Ufer gestrandet“. Der Stadtteil und ich haben uns eine Weile beschnuppert, wie fremde Hunde und bevor es richtig Krach gab ging es für mich einmal entgegen dem Uhrzeiger um die Alster, über Eppendorf Richtung Hohe Luft und Eimsbüttel. Gaaaaanz laaaangsam, mit mehreren Zwischenstops und alle waren toll. Ich wäre auch gern noch mal weiter Richtung Westen gewandet, nach Altona oder Ottensen, aber das Schicksal hat in Eimsbüttel halt gemacht. Hier passt für mich alles zusammen.
Möchtest du nochmal in einem Anderen wohnen?
Fakt ist: ich ziehe wirklich wahnsinnig gern um. Was andere nervt, ist bei mir fast ne geheime Leidenschaft. Das mag auch daran liegen, dass ich gern einrichte und ständig neue Ideen durch meinen Kopf sprudeln, die dann irgendwo hin müssen. Eimsbüttel und das Karoviertel haben für mich den perfekter Mix an Leuten und Umgebung. Ein bisschen laut und trotzdem so schrecklich schön unaufgeregt, immer wieder überraschend, angenehm bunt, mit kleinen Oasen der Ruhe und netten Cafés, in denen man den ganzen Tag frühstücken und dann einfach nahtlos mit Vino in die Nacht eintauchen kann. Was will man mehr?
Wo würdest du dein Traumhaus bauen?
Das ist leicht: Carrer des Calo´des Moro, Mallorca. Punkt! Gewohnt wird dann dort von November bis März. Kommt mich besuchen! Ich liebe Besuch!!
Was macht Hamburg für dich zur Kulturstadt?
Ohne Frage ist Hamburg eine muntere Stadt voller attraktiver Angebote - Konzerte, Festivals, Partys, Lesungen, Ausstellungen, Food Märkte, Design Märkte und und und – ich denke, hier findet jeder, was er sucht. Aber ist es wirklich allein das, was Hamburg zur Kulturstadt macht? Ist das alles, was zählt? Angesichts der Vielzahl an Verwendungsmöglichkeiten des Begriffes KULTUR steht für mich momentan ein ganz anderer Fakt im Vordergrund. Kultur ist nämlich nicht allein das, was man tatsächlich vorfindet und was als tägliches Futter zur Bedürfnisbefriedigung dient, sondern Kultur ist auch etwas, was sein soll, was wir gemeinsam erschaffen wollen – nämlich ein friedliches und mitfühlendes Miteinander, eine Stimmung, ein Lebensgefühl, für alle. Kultur ist die Art und Weise, wie wir unser Leben gestalten, Kultur ist Kommunikation und die kollektive Programmierung des Geistes. Und während in anderen Ecken Deutschlands gerade der blanke Hass tobt, rührt mich die Hilfsbereitschaft meiner Stadt und die daraus entstehende gemeinsame Kreativität dieser Tage oft zu Tränen. Hier sucht niemand nach Unterschieden zwischen Anwohnern und Flüchtlingen. Man sieht nur ‚Menschen’. Man sieht nur mit dem Herzen gut, wusste schon der Kleine Prinz. Und Hamburg hat viel Herz. Man geht aufeinander zu. Egal wie. Es wird nicht lang geschnackt, Hamburg macht eben einfach! Neben den fast selbstverständlichen Kleiderspenden, gibt es gemeinsame Feste und persönliche Einladungen, Gespräche und andere alltägliche Selbstverständlichkeiten, die Menschen nun mal zusammen erleben.
Darum ist Hamburg für mich Kulturstadt – weil Hamburg aus Andersartigkeit keine unüberwindbare Kluft macht, sondern sie als Bereicherung und Chance für gemeinsame Entwicklung sieht und jede Kultur mit Respekt behandelt. Weil Hamburg nicht blind irgendwelche Stereotypen zitiert, sondern mit Entschlossenheit und Herzenswärme hinter die Kulissen schaut. Jeder für sich und doch gemeinsam. Hamburg kommuniziert. Man ist sich einig. Hamburg ist Gemeinschaft. Hamburg gibt Raum. Für alle. Das ist eine Kultur in der ich leben möchte.
Was würdest du ändern, wenn du Bürgermeister wärst?
“Jede Nacht um halb eins, wenn das Fernseh'n rauscht,
leg' ich mich aufs Bett und mal mir aus,
wie es wäre, wenn ich nicht der wäre, der ich bin,
sondern Kanzler, Kaiser, König oder Königin … “
leg' ich mich aufs Bett und mal mir aus,
wie es wäre, wenn ich nicht der wäre, der ich bin,
sondern Kanzler, Kaiser, König oder Königin … “
Warum Hamburg und nicht Berlin oder New York?
Mein Sohn hasst die Antwort und weil ich sie zu Hause nicht mehr oft anbringen darf, muss ich sie hier mal wieder loswerden: DARUM!
Alster oder Elbe?
Gerade eben noch drüber geredet. Früher Elbe, heute Alster. Warum? Hat vielleicht auch was mit ankommen zu tun. Mein Schiff muss den Hafen nicht mehr verlassen. Ich paddle lieber mit dem Boot um mein Haus am See oder eben einfach von rechts nach links, (um mal realistisch bleiben zu wollen).
Wie viele Stunden am Tag ist dein Smartphone an?
Für meinen Geschmack sollte Jippi Jippi Yeah von Deichkind mal einem kleinen Remake unterzogen werden. Statt der Möbel sollten wir alle ab und zu unser Smartphone aus dem Fenster schmeißen. Zumindest im übertragenen Sinn. Ohne lässt sich nämlich viel besser dancen und auch der Rest vom echten Leben leben.
Okay, das wär meine Wunschvorstellung. Die Realität sieht folgendermaßen aus: idR vom aufstehen bis zum einschlafen. Nachts schlafen wir in getrennten Zimmern und träumen von Krawall und Remmidemmi – jeder auf seine Art und Weise.
Keine Frage, doch ein wenig Platz für etwas, was du loswerden möchtest:
Am Ende bin ich selten da, wo ich hin wollte, aber ich ende eigentlich immer da, wo ich sein muss. – Klingt erst mal komisch, aber isso. Fakt ist: YOU NEVER KNOW!
Lieblingssong forever? / Lieblingssong des Moment?
Ist das ne Fangfrage? Ich fühl mich plötzlich gestresst, obwohl Musik eigentlich eines meiner Lieblingsthemen ist. Der Lieblingssong forever? – das kann ich so auf keinen Fall beantworten. Bei mir geht´s da irgendwie immer um den Moment. Ich bin heute noch neidisch auf die Alter Egos von Seifenopern Darstellern – die bekommen zu jeder aktuellen Stimmung den passenden Soundtrack drum herum gespielt. Das fänd ich stark!
‚Augenblick’ ist bei Musik auf jeden Fall mein Stichwort: Zum Beispiel am Ende einer Party – da geht nix über Take That mit "Never Forget" ... Mehrfach erprobt! Funktioniert immer auf die gleiche Weise – eine letzte Rakete, die man zündet, bevor der Himmel endgültig dunkel wird – hahaha.
Generell mag ich so ziemlich alles, was man in unter der Kategorie Mädchen Melancholie Musik zusammenfassen kann – "Ghost Town" von Radical Faces oder "Atlas Hands" von Benjamin Francis Leftwich oder "Depth Over Distance" von Ben Howard (und so ziemlich jeden anderen Song von ihm) oder "Only for you" von HeartlessBastards oder "On Trees And Birds And Fire" von I Am Oak oder oder oder ... Hab ich erwähnt, dass meine Lieblingsplaylist 221 Songs umfasst? Jemand muss mich stooooopppppen ; )
Für den Weg ins Büro empfehle ich je nach Stimmung "Heat Resistant" von The World Domination (ACHTUNG: Erfurt!) oder "Arpeggio" von Friska Viljor, nicht zuletzt wegen der Zeile „Let´s do something out oft he ordinary“ – das kann man sich ruhig jeden Morgen selbst ins Ohr zwitschern.
Während ich mich hier Kathrynskys Fragen widme, höre ich gerade "At Home" von Crystal Fighters – womit ich wenigstens die Frage nach dem Lieblingssong dieses einen Moments eindeutig beantworten kann!
Drei Plätze, die man sich in Hamburg unbedingt angeschaut haben sollte:
Einmal die Perspektive wechseln und mit dem Tretboot über die Alster schippern. Für Sportliche geht's auch mit dem SUP. Man bedenke jedoch: elegant für ne Weißweinschorle am Cliff anlegen kann auch in die Hose gehen und wird auch noch von allen gesehen!
Mit Kind geht immer: der Hamburger Dom, Sommer wie Winter. Notiz an mich selbst: Aus dem Spiegelkabinett finden Erwachsene nur in Begleitung von Kindergartenkindern wieder heraus. Drei Beulen später und wenn dann alle Ihren Spaß hatten (inklusive der Zuschauer von draußen, die eine halbe Stunde den ansteigenden Pegel unserer Verzweiflung beobachten durften), ist das beste am Dom die unmittelbare Nähe zu Planten un Blomen, wo man sich nach all dem bunten Treiben einfach ins Gras legen und chillen kann, während die Kids weiter toben.
Außerdem sollte ein jeder mal unter den wunderschönen Kastanienbäumen in der Bismarckstraße 10 – natürlich Eimsbüttel – den Lava Cake des Sweet Virginia genießen. Ich wollt schon immer ein Stammlokal haben, so wie bei How I Met Your Mother zum Beispiel, wo man immer Freunde trifft, selbst wenn man allein da ist. Und ganz still und heimlich hat sich dieser gemütliche kleine Fleck dann in genau das verwandelt.
Möchtest du noch jemanden grüßen, hier ist Platz dafür:
Dich ! Hallo : )
Nice! :)
AntwortenLöschen