Im Moment gehen eine Menge kleiner Wünsche von mir in Erfüllung. Ich mag wirklich jeden der Hamburger Menschen sehr gerne, doch ab und an ist man eben nicht nur Freundin, sondern auch Fan-Girl. Oder aber, ich hab schon nicht mehr mit dem Interview gerechnet und bin dann sehr freudig überrascht, sie euch hier doch vorstellen zu dürfen. Von meinem heutigen Gast bin ich Fan, ich liebe die Rollen die er spielt und überhaupt. Was er macht und wer er ist, dies erzählt er euch selbst. Also, leg los, wer bist du?
Janis Zaurins, Schauspieler aus Hamburg, 44.
Woher kommst du?
Ich bin in Hamburg im Marienkrankenhaus zur Welt gekommen, meine Mutter hat dort 42 Jahre als OP-Schwester gearbeitet und dort im Op habe ich auch meinen Zivildienst geleistet und meinen 20. Geburtstag gefeiert. Aufgewachsen bin ich aber hauptsächlich im Speckgürtel, also in Geesthacht.
Foto: Marco Drews
Seit wann bist du in Hamburg?
Ich bin 1997 nach Hamburg gezogen und immer noch froh darüber!
Erzähl mal von deinem Beruf?
Ich bin Schauspieler, ich mache alles, was Menschen unterhält. Wenn man von der Schauspielerei leben will, muss man sein Feld etwas weiter stecken, darum habe ich lange auch als Warm-Upper für verschiedene TV Sendungen gearbeitet, meine feste Basis ist allerdings das Imperial (bzw Krimi-) Theater auf dem Kiez, wo ich seit 1997 immer wieder arbeiten darf. Anfangs noch in Kindermärchen und Musicals (alles wo ich nicht singen oder tanzen muss, zum Beispiel habe ich die Pflanze Audrey II im "kleinen Horrorladen" bewegt oder den Erzähler in der "Rocky Horror Show" gegeben) und später ab 2003 in den Krimis. Ich fühle mich sehr wohl im Imperial Theater, alles ist sehr familiär, klein und plüschig. Wenn mal eine Werbung oder ein kleiner Drehtag reinkommt, mache ich das natürlich auch.
Bei Dreharbeiten zu Krude TV |
Was wäre dein Job, würdest du nicht das machen, was du jetzt machst?
Ich wollte eigentlich Reiseverkehrskaufmann werden, habe dann auf der Höheren Handelsschule in Bergedorf endgültig festgestellt, dass Zahlen und ich keine Freunde werden und habe mich der Schauspielerei gewidmet. Ich denke ansonsten käme nur meine 2. Leidenschaft in Frage: Comics, also Comicverkäufer!
Was machst du, wenn du nicht arbeitest?
Ich sammle Actionfiguren und Comics, ich bin ein schamloser Nerd. Ich habe mit meinem guten Freund und Filmemacher Christian Grundey einen Film über Hamburgs ersten Superhelden, die Flunder, gemacht. Wir haben die Flunder auch gleich noch in die Comics and Actionfigure Team (C.A.T.) Webserie integriert (in Zusammenarbeit mit Armin Strömmer, meinem Leib und Magen Comic Dealer seit über 20 Jahren). Inzwischen (vor 2 Jahren) habe ich aber auch die Fitness für mich entdeckt und gehe 3 mal die Woche in die Muckibude.
Flunder by Ralph Niese
In welchem Stadtteil von Hamburg lebst du?
Eimsbüttel
Möchtest du nochmal in einem Anderen wohnen, wenn ja, wo?
Ich mag mein Viertel enorm, alles was ich brauche ist hier und hier ist einer meiner innigsten Träume wahr geworden: Man kennt mich im Cafe und im Comic Laden mit Vornamen und weiss, was ich will ... toll! Bevor ich aber ganz aus Hamburg wegmüsste, könnte ich mich mit fast jedem anderen Stadtteil anfreunden. Hauptsache nicht allzu weit draussen. Ich bin überzeugt, dass es in jedem Stadtteil eine Ecke gibt, die mir gefällt.
Wo würdest du dein Traumhaus bauen?
Ich fürchte, ich bin kein Haustyp, aber wenn doch, dann an der Nordsee, auf einer Insel. Amrum!
Ist Hamburg für dich Kulturstadt? Was macht sie dazu?
Ja, es ist eine Kulturstadt, es könnte aber gerne mehr alternative Kunstprojekte wie das Gängeviertel geben, das könnte mehr gefördert werden. Mehr Raum für Leute, die ausserhalb des Mainstream denken und schaffen.
Was würdest du ändern, wenn du Bürgermeister wärst?
Ich würde Verantwortung übernehmen, wenn ich was verdaddelt hätte und versuchen es wiedergutzumachen, ich glaube, das wäre eine erfrischende Abwechslung für die Hamburger Bürger.
Foto: Marco Drews
Warum Hamburg und nicht Istanbul, Berlin oder New York?
Immer, wenn ich etwas Kohle hatte, bin ich als Teenager mit meinem besten Freund nach Hamburg zum Shoppen reingefahren – von Geesthacht aus. Und immer, wenn die Stadtsilhouette zu sehen war, ab Billwerder Moorfleet etwa, hat mich eine unbändige Freude gepackt und eine Lust auf diese Stadt und ungelogen: dieses Gefühl habe ich immernoch jedes Mal, wenn ich wieder von Auswärts in die Stadt fahre. Berlin ist eine tolle Stadt und hat feine Ecken, New York ist legendär und in mein Gehirn gebrannt durch die ganzen Filme und Serien, die es gab und gibt und in Istanbul war ich noch nie aber was ich aus Dokumentationen und von Bildern kenne, sieht fantastisch aus. Aber keiner dieser Orte kann mir dieses Gefühl von Heimat geben.
Alster oder Elbe?
Ich bin sehr gern an der Elbe, die Elbe bedeutet für mich Hafen, Fernweh und Bewegung, aber die Alster durchzieht Hamburg wie Venen und die ganzen Fleete sind so charmant, manchmal geheimnisvoll und doch vertraut. Also Alster.
Wie viele Stunden am Tag ist dein Smartphone an?
Wenn ich schlafe, ist es ausgeschaltet und wenn ich es eingeschaltet habe, dann immer auf lautlos mit Vibration. Ich hasse es, in der Öffentlichkeit zu telefonieren. Ich verstehe nicht, wie man sich in der U-Bahn laut am Telefon unterhalten kann. Das ist mir ein Rätsel.
Foto: Marco Drews
Keine Frage, doch ein wenig Platz für etwas, was du loswerden möchtest:
Geniesst Eure Stadt! Geniesst Euer Leben! Macht Euch weniger Sorgen! Habt keine Angst!
Lieblingssong des Moment?
Lieblingssong forever?
Drei Plätze, die man sich in Hamburg unbedingt angeschaut haben sollte:
Jenisch Park, Planten un Blomen und die Boberger Dünen.
Möchtest du noch jemanden grüßen, hier ist Platz dafür:
Alle meine Freunde und Kollegen.
Für "Jerry Cotton" im Imperial Theater |
Das war interessant und lesenswert. Danke, Janis.
AntwortenLöschen