Meinen heutigen Gast der Serie "Hamburger Menschen" habe ich auf einem klassischen Pressetag kennengelernt. Ich war dort um neue Kollektionen für Herbst / Winter diesen und kommenden Jahres anzusehen und sie war dort um zu zeichnen. Wir haben so nett gequatcht und ich war so glücklich mit meinem Bild (HIER – allerdings noch unfertig – zu sehen), dass ich sie einfach gefragt habe, ob sie Lust hat mal meine Fragen zu beantworten und zack, da ist sie schon. Solltet ihr auch Lust dazu haben, schreibt mir doch eine Mail. Nun geht es aber erstmal um Leonie, eine echte Hamburgerin, wer bist du also und woher kommst du?
Ich bin Leonie Herzog, 1986 geboren, freiberufliche Illustratorin und Grafik-Designerin, aufgewachsen in Hamburg und Umgebung.
Seit wann bist du in Hamburg und wie bist du hier „gelandet“?
Hamburg
war für mich immer wie eine Heimatstadt. Wir sind mit der Familie recht
viel umgezogen, doch immer in und bei Hamburg geblieben.
So
konnte ich schon in jungen Jahren den Stadtteil Eppendorf und
anschließend die schöne grüne Vorstadt Richtung Sachsenwald kennen und
lieben lernen.
Mit
16 bin ich dann für eine Zeit nach Dublin auf ein irisches Internat
gegangen und habe dort mein Abitur gemacht. Danach hat es mich zum
Studieren zurück in die Hansestadt gezogen. Seitdem lebe ich also –
mittlerweile 10 Jahre – mit noch einem Zwischenstop in Barcelona –
zurück in Hamburg. So bin ich Hamburg doch immer treu geblieben.
Erzähl mal von deinem Beruf?
Illustration
& Design – Ich arbeite als freiberufliche Illustratorin und Grafik Designerin und meist lässt es sich hervorragend kombinieren. Ich arbeite
für die verschiedensten Kunden und Branchen, u.a. für Werbe-Agenturen,
Magazine, Onlineshops, Mode-Labels sowie mittelständige- und
Klein-Unternehmen. Zudem auch als Live Zeichner auf auf PR-Events oder
internen Workshops.
Der Job ist breit gefächert und ich lege mich nicht allzu sehr fest. So bleibt der Berufsalltag spannend und vielseitig.
Was
aber meine Technik angeht, bleibe ich mir treu. Ich arbeite
hauptsächlich mit Zeichnungen, die ich mit Fineliner oder Bleistift auf
Papier anfertige und nachträglich digital coloriere. Als Farbakzente
experimentiere ich gerne auch mit Aquarelle Techniken und weiteren
Texturen.
Meine
Arbeit ist tatsächlich mehr als nur ein Job für mich, ich habe
sozusagen mein Hobby zum Beruf gemacht. Trotzdem verlangt die
Freiberuflichkeit mehr als 100% von einem: Kreativität, Ideen auf
Knopfdruck, Zuverlässigkeit, Kontaktfreudigkeit und viel Mut &
Leidenschaft für den Job.
Dafür
ist es mir sehr wichtig, in einem kreativen Umfeld zu arbeiten – für
den täglichen Austausch und gegenseitige Inspiration. Ich habe lange
nach passenden Räumlichkeiten gesucht und tolle Erfahrungen in
verschiedenen Hamburger Ateliers gemacht. Zudem habe ich auch gerne mal
die Freiheit genutzt, meine Arbeit mit zu nehmen, z.B. für ein paar
Monate von Barcelona oder weiteren inspirierenden Orten zu arbeiten.
Darüber habe ich wertvolle Kontakte gefunden zu gleichgesinnten
Freiberuflern. So baut sich nach und nach ein stetes Netzwerk auf.
Seit
Januar 2016 habe ich nun ein eigenes kleines Atelier eröffnet, wir
teilen uns zu sechst ein altes Ladenbüro direkt neben der
Holstenbrauerei in Altona. Der
frühere Ladenbereich dient als Gemeinschaftsraum für gemeinsame
Kaffeepausen, Kundengespräche, After-Work Drinks oder auch als perfektes
Fotostudio oder Ausstellungsraum. Ich bin gespannt, was noch entstehen
kann.
Was wäre dein Job, würdest du nicht das machen, was du jetzt machst?
Ich
wäre sicherlich in einem anderen kreativen Umfeld gelandet. Vielleicht
als Interieur Designerin oder Dekorateurin, da ich es liebe einzurichten
oder Räume zu gestalten.
Wäre
es eine ganz andere Richtung geworden, wäre ich jetzt vielleicht
Hundetrainerin oder Pferdeflüstern … ;) Der Umgang mit Tieren und der
Natur ist für mich schon immer, besonders in der Kindheit, ein prägender
und wichtiger Teil im Leben gewesen.
Wirklich
bewundern tue ich aber Berufe, wo man nah am Menschen ist, wo man
helfen kann, etwas gutes und wichtiges im Leben weitergeben kann.
Ich wünschte man hätte mehr Zeit, um verschiedene Berufe zu erlernen, bin aber auch gespannt, wo die Reise noch hingeht.
Was machst du, wenn du nicht arbeitest?
YOGA
– ist mein wertvollster Ausgleich zur Arbeit. Ansonsten so viel Zeit
wie möglich mit den Liebsten verbringen, reisen und weitere Reisen
planen, im Winter Skifahren-, im Sommer Wandern, ans Meer fahren, Surfen
lernen, Radfahren, Musik hören, auf Konzerte gehen, Kochen und gut
essen gehen, von Café zu Café schlendern, an der Elbe aufs Wasser und
die Schiffe gucken, in den Tag hinein leben, ein gutes Buch lesen,
Inspirationen sammeln und die Seele baumeln lassen …
In welchem Stadtteil von Hamburg lebst du?
In Ottensen.
Möchtest du nochmal in einem anderen wohnen, wenn ja, wo?
Derzeit
nicht. Wenn man sich einmal an die Nähe zur Elbe gewöhnt und die
Schönheit des kleinen, kreativen Stadtteils entdeckt hat, möchte man
hier erstmal nicht mehr weg.
Wo würdest du dein Traumhaus bauen?
Mein Traumhaus gehört ins Grüne. Am liebsten am Wasser gelegen …
Ist Hamburg für dich Kulturstadt? Was macht sie dazu?
Hamburg
ist bekanntlich das Tor zur Welt. Hier treffen sich die
unterschiedlichsten Kulturen und trotzdem hat die Stadt eine ganz eigene
Geschichte.
Ich
finde es spannend zu sehen, wie sich die einzelnen Stadtteile
entwickeln und wie sich alte Hamburger Traditionen einer Hafenstadt mit
einer großen Toleranz und Offenheit auf Neues einstellt.
Hinzu kommt, dass in Hamburg viele Künstler leben - welcher Art auch immer, all das macht Hamburg zu einer Kultur-Stadt.
Was würdest du ändern, wenn du Bürgermeister wärst?
Die
Wohnungsnot in Hamburg ist ein großes Problem. Es wäre toll, den
Flüchtlingen eine bessere Unterkunft bieten zu können, als Zelte am
Hauptbahnhof.
Ansonsten halte ich mich hier zurück und lasse dem Bürgermeister lieber seine Pflichten.
Warum Hamburg und nicht Istanbul, Berlin oder New York?
Eine andere Stadt wäre auch noch mal ganz nett gewesen, beinahe wäre ich damals in Barcelona geblieben. Aber es sollte nun mal Hamburg sein, Das Schicksal hatte da seine Hände im Spiel :)
Alster oder Elbe?
Für mich ganz klar: Elbe.
Hier
habe ich das Gefühl, nah am Meer zu sein. An der Elbe kann ich atmen.
Und man findet immer noch einsame Plätze am Strand, das kann mir die
Alster leider kaum bieten.
Wie viele Stunden am Tag ist dein Smartphone an?
24/7 !!!
Selbstständig = SELBST und STÄNDIG erreichbar,
obwohl ich das eigentlich ändern möchte ...
Keine Frage, doch ein wenig Platz für etwas, was du loswerden möchtest:
Ich
danke DIR für die Möglichkeit, mal ein bißchen über meinen Bezug zu
Hamburg zu erzählen und zu reflektieren. So oft vergisst man, warum und
wie gerne man an dem Ort lebt, wo man lebt.
Viel
zu oft schimpfe ich über das Wetter, über den dunklen Winter. Heute
wird mir mal wieder bewusst, dass ich nicht tauschen möchte.
Dazu
gehören die Menschen, die mir hier ans Herz gewachsen sind, der Job der
sich hier verankert hat, aber eben auch der rauhe, kühle Norden ist
schon längst ein Teil von mir.
Lieblingssong des Moment?
Viele! Eins davon ist derzeit: „California Sunrise“ von Dirty Gold.
Ansonsten
finde ich mich je nach Stimmung im Singersongwriter Genre wieder, zum
Arbeiten auch gerne mal klassisch, z.B. Nils Frahm, Lieblingssong
„Ambre“
oder zum Tanzen auch gerne mal elektronisch …
Lieblingssong forever?
Passend zu Hamburg: Die live Version „Kräne“ von Gisbert zu Knyphausen.
Drei Plätze, die man sich in Hamburg unbedingt angeschaut haben sollte:
1. Den Elbstrand, ab Övelgönne
2. den Fischmarkt, wie er leibt und lebt
3. Die Speicherstadt
Möchtest du noch jemanden grüßen, hier ist Platz dafür:
Grüßen
und vor allem danken möchte ich allen, die mich vor allem in meinen
Anfangsjahren der Selbstständigkeit unterstützt haben.
Es gab ganz besondere Menschen in meiner Laufbahn, die mir Mut gemacht haben, meinen eigenen Weg zu gehen.
Bilder Credits: Simon Vogler & Heike Ollertz
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