Ab wann fühlt es sich an, als gehöre das eigene Selbst zu einer Stadt und nennt sich Bewohnerin? Kann es möglich sein, in der Welt zu Haus zu sein und doch Hamburger Mensch zu sein? Auf jeden Fall, und Hannah ist das allerbeste Beispiel dafür. Mal in Hamburg, dann wieder im Dschungel, unterwegs - für die Natur, den Umwelt- und Artenschutz entstehen so viele schöne Geschichten. Ein paar und wer sie überhaupt ist, erzählt sie nun selbst:
Ich bin Hannah Emde, 24 Jahre alt und studiere Tiermedizin. In den letzten Jahren habe ich mich mit der Frage auseinandergesetzt, was es heißt, mein Studienfach mit den konkreten Fragen des Umwelt- und Artenschutzes zu verbinden.
Ich bin ehrlich und objektiv. Habe aber gleichzeitig mit meiner eigenen Inkonsequenz zu kämpfen: Ich kaufe auch mal Klamotten, die nicht fair gehandelt sind, esse gerne Nuss-Nougat-Creme und kann es den Arbeitern auf Palmölplantagen nicht verübeln, dass sie ihren Job tun, um ihre Familie zu ernähren. Wir sind alle auch nur Menschen. Aber wir müssen gemeinsam auf uns und unsere Umwelt Acht geben.
Woher kommst du?
Geboren und Aufgewachsen bin ich in Bonn. Aber während der Schulzeit war ich für ein Auslandsjahr in den USA, nahm 15 Kilo zu, spielte in der Marching-Band der Highschool und trommelte begeistert in den »Halftime Shows« der Football Spiele. Nach dem Abi wohnte ich für 12 Monate auf den Philippinen und habe einen völlig anderen Alltag und Lebensstandard gelebt. Ich war schon immer viel unterwegs und lernte mich anzupassen.
Seit wann bist du in Hamburg?
Wohnen tue ich gerade nirgendwo. Ich habe meine Wohnung letztes Jahr aufgegeben und lebe die nächsten zwei Jahre aus meinem Rucksack. (Ja, das bedeutet auch, das ich nur fünf verschiedene T-shirts und zwei Paar Schuhe trage, aber das reicht aus.) Meine Möbel habe ich alle in einem Hamburger Keller untergestellt und die Hansestadt ist auch immer mein Anlaufpunkt, wenn ich nicht gerade im Dschungel arbeite.
Erzähl mal von deinem Beruf?
Schon als kleines Mädchen wollte ich Forscherin werden. Mich faszinieren Tiere, Natur und Wildnis, Abenteuer, Reisen, Menschen und fremde Kulturen. Warum da nicht diese Faszination und meinen Wissensdurst zu meinem Beruf machen? Darum mache ich regelmäßig Praktika außerhalb meiner Komfortzone: Wildtierforschung auf Madagaskar, Wildtiermedizin auf Borneo, in wissenschaftlichen Zoos oder im Schlachthof. Bei einigen Stationen wird schon an der Bezeichnung klar, wo ich diese Zone verlasse. Das alles habe ich nun in einen Verein gepackt: Nepada Wildlife, mit dem ich mich für den Naturschutz einsetze, für den Verlust der biologischen Vielfalt sensibilisiere und nach Lösungsansätzen wie Nachhaltigkeit, Bildung und Umweltbewusstsein suche. Und zwar hautnah und vor Ort.
Was wäre dein Job, würdest du nicht das machen, was du jetzt machst?
Da ich gerade an keinem Ort länger als drei Monate bleibe, immer mit neuen Menschen und Tieren zu tun habe und sogar das Essen spannend und lecker bleibt, möchte ich mir gerade nichts Anderes vorstellen.
Was machst du, wenn du nicht arbeitest?
Mit meinem Dackel spazieren gehen, Tanzen und versuchen mit all den Herzensmenschen, die ich in den letzten Jahren kennen lernen durfte, in Kontakt zu bleiben.
In welchem Stadtteil von Hamburg lebst du?
Also meine Möbel stehen gerade in Winterhude.
Möchtest du nochmal in einem Anderen wohnen?
Im Herbst geht es nach Altona. Da freue ich mich sehr drauf.
Wo würdest du dein Traumhaus bauen?
Ein Baumhaus auf Borneo. So richtig hoch in der Baumkrone, wo die Orang-Utans morgens am Fenster vorbei klettern und es weder Spinnen, noch Mücken gibt.
Was macht Hamburg für dich zur Kulturstadt?
Hafen, Kiez, Schanze und jeden Abend 15 gute Veranstaltungen oder clubkinder Events, zu denen ich gehen möchte. Das ist schon verdammt cool. Außerdem hat jeder Stadtteil hier seinen eigenen Charme, das kannte ich vorher noch nicht.
Was würdest du ändern, wenn du Bürgermeister wärst?
Müll neben dem Eimer oder Plastik in der Elbe als Straftat.
Ausgebaute Fahrradwege überall.
Und bitte nicht zu viele Straßenkatzen, die unsere letzten Singvögel verputzen.
Ausgebaute Fahrradwege überall.
Und bitte nicht zu viele Straßenkatzen, die unsere letzten Singvögel verputzen.
Warum Hamburg und nicht Berlin oder New York?
Im
Ausland kennt und hypt jeder Berlin, da bin ich lieber nur zur Besuch.
Und in den USA möchte ich zurzeit nun wirklich nicht leben. Nein nein,
Hamburg ist für mich der perfekte Mix.
Alster oder Elbe?
Elbe. Die hat schon so einen langen Weg hinter sich und führt Richtung Meer.
Wieviel Stunden am Tag ist dein Smartphone an?
Leider wieder 24 Stunden. Das ist krass, im Dschungel war es Luxus, mit dem Ding mal ins Internet zu kommen und mit den gefühlt 10 KB konnte man dann auch nicht viel reißen. Und trotzdem wusste ich auch ohne Smartphone immer etwas mit mir anzufangen.
Keine Frage, doch ein wenig Platz für deine Antwort oder was du loswerden möchtest:
Lasst uns versuchen, bewusster durch unsere Welt zu gehen: bewusst Essen, Einkaufen, Auto fahren und Fleisch konsumieren. Damit wäre unserer Umwelt und vielen Menschen auf der Welt schon ein großes Stück geholfen.
Lieblingssong des Moment?
Stay Alive – José Gonzalez
Lieblingssong forever?
Holocene – Bon Iver
Drei Plätze, die man sich in Hamburg unbedingt angeschaut haben sollte:
- Hafenrundfahrt. Man vergisst, dass man in einer deutschen Großstadt ist.
- Den Altonaer Volkspark. Richtig schön grün und waldig.
- Die Honigfabrik in Wilhelmsburg. Weil ich da meinen ersten so richtig schönen Kuss hatte.
- Den Altonaer Volkspark. Richtig schön grün und waldig.
- Die Honigfabrik in Wilhelmsburg. Weil ich da meinen ersten so richtig schönen Kuss hatte.
Möchtest du noch jemanden grüßen, hier ist Platz dafür:
Sergio Guerrero Sanchez, Wildtierarzt im Dschungel von Borneo, Mentor, Buddhist, guter Freund und eine große Inspiration. Und meinen kleinen Dackel Jule.
Photocredit: Max Malsch |
Eine starke Persönlichkeit. Ein tolles Vorbild wie man einfach etwas macht und nicht drüber redet. Mein Respekt.
AntwortenLöschenVon Herzen alles Liebe fürs Dackelchen u. Hannah u.Freunde u. Mitarbeiter.Walter 96 J und Gisela 85J Shulz
AntwortenLöschenEs ist wunderbar zu erfahren , dass es so engagierte junge Menschen gibt, die für die Umwelt und den Artenschutz kämpfen - und zwar mit Optimismus und Leidenschaft, obwohl die Realität leider keinen Anlass zur Freude gibt. Voller Hochachtung habe ich den Werdegang gelesen. Weiter so und Danke für den großartigen Einsatz!!
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