Heute geht es um einen meiner liebsten Entspannungsorte, den ich in den letzten Monaten kennenlernen durfte: das Dock Inn in Warnemünde. Für eine Woche: Erholung pur, ohne unnötiges Chi-Chi in einem ehemaligen Seefracht-Container.
"Wie ist es eigentlich in einem Container zu schlafen?", diese Frage stellte sich mir Anfang des Jahres als ich Christoph, den Chef des Warnemünder Hostels Dock Inn, kennenlernte. Er schlug mir vor: "Probier es doch einfach mal aus.",
und lud mich in sein Hostel ein. Zack, hatten wir auch schon ein Datum
ausgemacht.
Ich wählte die Zeit über meinen Geburtstag aus, denn in
dieser Woche fliehe ich gerne aus der Stadt – ich feier lieber
die Feste von Freunden, als mein Eigenes. Doch darum soll es hier nicht
gehen, mit dem Zug ging es im Mai nach Warnemünde und nur ein paar
Meter von der Bahnstation entfernt, standen sie schon, die Container! An der
Werft in Warnemünde gelegen, kommt ihr Charme noch mehr zur Geltung.
Im großen Aufenthaltsraum treffen Empfang, Aufenthalts- und Essenräumlichkeiten aufeinander – die Mitarbeiter strahlen uns an. Nach einer Bauphase von sieben Jahren sind hier nun alle froh, in den Betrieb gehen zu können und Gäste willkommen zu heißen. Zu der Zeit zählt natürlich auch die Planung dazu. Denn Container zu bekommen, ist etwas schwieriger als Euro-Paletten einzusammeln. Das Hostel ist deutschlandweit einzigartig und seit April 2017 gibt es nun die ersten 64 bewohnbaren Container-Zimmer mit insgesamt 188 Betten: 42 Doppelzimmer, zwei Suiten, 15 Vier- und fünf Achtbett-Zimmer. Das Doppelzimmer besteht aus einem 2x12m großen Container und die Suiten sind zwei Container, die zu einem Zimmer wurden.
Ich bin so gespannt wie unser Zimmer aussieht, dass ich es kaum aushalte, ordentlich einzuchecken. Via
Fahrtstuhl geht es auf die oberste Etage – mit Ausblick auf die Werft
finden wir unser Heim für die nächste Woche vor. Klein, aber oho, denn
die Container wurden so bearbeitet, dass man sich keineswegs
fühlt, als wäre man auf zu engem Raum, sondern durch zwei komplette
Fensterfronten auf beiden Seiten fällt viel Licht ins Zimmer (Und, so klein sind 25 m² gar nicht – meine erste Wohnung in Hamburg war kleiner und die Zweite nur knapp 10 m² größer.).
Zuerst ungewohnt, nach zwei Tagen total normal mit Blick auf die Werft aufzuwachen 😆👌 |
Die Container sind von Innen bei Weitem nicht mehr zu erkennen und vielleicht stellt sich mir hier genau deswegen erstmals die Frage: "Woher kommen sie eigentlich und was war mal in unserem heutigen Schlafraum gelagert?"
Das Internet gibt mir natürlich schnell eine Antwort darauf und auch Geschäftsführer Christoph bestätigt mir am nächsten Tag, die Container, aus denen das komplette Hostel besteht, nennen sich ISO-Containern. Weltweit ermöglichen die genormten Großraumbehälter aus Stahl ein einfaches und schnelles Verladen, Befördern, Lagern und Entladen von Gütern. Dass sie die ganze Welt bereisen, ist allerdings nicht schon seit hunderten von Jahren so, erst 1956 hatten die Container ihren ersten Einsatz. Damals fuhr ein Schiff mit 58 Containern von Newark (New Jersey) nach Houston (Texas). Doch das System wurde, vor allem dank einfacher Halterung und Stapelbarkeit, so schnell angenommen, dass die Maße als Norm von der Internationalen Seeschifffahrts-Organisation (IMO) beschlossen und in der ISO-Norm 668 festgelegt wurden. Schön praktisch auch, dass sie so stabil sind – dies kommt durch die Technik, mit der der Stahl "geknickt" wird. Durch relativ wenig Material wird so eine höhere Stabilität erzeugt.
Die Innenräume der Zimmer sind allerdings nicht mehr als Containerwand zu erkennen – sie wurden glatt verarbeitet und mit einem System isoliert, wie es es weltweit kein zweites Mal gibt (Dock Inn Patent!). Wer den alte Charme noch spüren möchte, im Aufenthaltsraum gibt es mehrere Möglichkeiten, sich einen unverarbeiteten Raum von Innen anzuschauen.
Genug ob der Container, ab in die Kombüse aka das Restaurant. Es gibt Abendessen mit leckeren Avocado Nudeln vom hauseigenen Koch. Im Restaurante ist Platz für bis zu 90 Gäste – und in der Küche der Kombüse kann man sogar sein eigenes Essen zubereiten. Dazu sind wir heut zu müde, also lassen wir uns gern umsorgen.
Frisch gestärkt geht es dann doch noch in den Spieleraum, oder auch Zocker-Container, diesen haben wir am ersten Abend sogar ganz für uns alleine, also probieren wir doch alles nacheinander aus, die alten Original-Flipper, Brettspiele und den Kicker ... Ausgespielt und glücklich sinke ich ins Bett. 'So kann die Woche weitergehen', dachte ich und fiel in erholsamen Schlaf.
Ungefähr so ging die ganze Woche dann auch weiter, es war nicht immer gutes Wetter, doch dies sind wir ja auch von unserer Hansestadt gewohnt. Das Wetter war also kein Grund, nicht die hauseigenen Fahrräder zu nehmen und mit diesen, so ungefähr jeden Meter von Warnemünde zu erkunden. An der wunderschöne Küste der Ostsee entdeckten wir so auch den Planetenweg.
Dieser verläuft über 6km vom Warnemünder Leuchtturm entlang der Küste bis zum nächsten Ort Geinitz. Während des gesamten Weges hat man den Blick aufs Meer und wenn nun auch noch die Sonne scheint, kann man es sich noch besser vorstellen: Der Planetenweg bildet die Entfernung der Planeten des Sonnensystems maßstäblich ab.
Durch seine unmittelbare Nähe zur Ostsee und der Verbindung an diese ins Landesinnere mit der Warnow, war Warnemünde schon immer ein wichtiger Standort für die Seefahrt. So ist es nicht verwunderlich, dass sich in dem kleinen Örtchen auch immer wieder Hinweise und Verbindungen zum Himmel finden lassen. Die Sterne waren lange Jahre die einzige Orientierung, die die Menschen auf See für sich nutzen konnten und auch manch ein Hotel vor Ort ist noch nach einem Himmelsgott benannt (Tipp: Wer es mag, geht im Neptun zum Broiler - die Brathähnchen dort sind legendär).
Am Wasser und gleichzeitig der Hauptstrasse "Am alten Strom", ziehen noch heute jeden Morgen die Fischer zur See aus. Nach ihrer Rückkehr kann man sie auf ihren Booten beim Verkauf und der Verarbeitung der Fische beobachten und bekommt ein kleines bißchen ein Gefühl von damals. Bis zum 19. Jahrhundert spielte sich das Leben fast nur hier ab, denn es wurde qusi ausschließlich in dieser und der Parallelstrasse gebaut. Damals kannte man die Strassen lediglich unter ihrem plattdeutschen Namen Vöörreeg (hochdeutsch = Vorderreihe) und Achterreeg (hochdeutsch = Hinterreihe, die heutige Alexandrinenstraße).
Kilometerlang am Wasser entlangradeln, pausieren, schauen, radeln. Geht hier ziemlich gut. Eis essen aber auch. |
"Wie war es wohl damal hier, am alten Strom?" |
Für uns spielte es zwar keine große Rolle, doch Warnemünde ist Deutschlands bedeutendster Kreuzfahrthafen, vom Dock Inn Hostel aus kann man sämtliche Kreuzfahrtschiffe bei der Einfahrt beobachten. Wir nahmen lieber einen alten Dampfer in die Heide, um nur wenige Meter über dem Boden mit dem Schiff durch die Natur zu gleiten.
Bei der so genannten Heiderundfahrt bekommt man direkt vom Kapitän eine Menge Informationen über die maritimen und auch die natürlichen Seite Rostocks. Zuerst geht es durch den Seehafen und die Industrie und danach bekommt man das genaue Gegenteil präsentiert: Die Naturschutzgebiete Rostocker Heide und Schnatermann.
Die Rostocker Heide ist der größte deutsche Stadt- und Küstenwald und bietet mit dem Hüttelmoor, Köhlerhof oder dem Gelbensander Jagdschloss, ein paar Orte für eine schöne Rast an. Wir hatten leider kein Glück und konnten wegen dem Wetter nichts davon entdecken, der Dampfer fuhr nichtmal zurück, weil der Wellengang zu stark war. Er machte Halt bei der Haltestelle Schnatermann ... und nun? Nach einer kurzen Rast wurden wir vom Kapitän mit seinem Auto persönlich nach Haus gebracht und konnten zur Entschädigung für die halbe Fahrt noch mehr exklusiven Geschichten lauschen.
Wer auch mal mitfahren möchte, Fahrpläne und Co könnt ihr HIER einsehen.
Auf in die Rostocker Heide zum Schnatermann. Mit Kranichen, Eisvögeln und auch einem Elch. Echt! |
Eine Seefahrt die ist lustig, eine Seefahrt, die ist schön, denn da kann man Hol-la-hi, hol-la-h Hol-la-hi-a hi-a |
Dank des Wetters blieb uns zwar die ein oder andere Aktivität verborgen, doch dafür konnten wir Himmelsschauspiele sehen, die ein blauer Himmel wohl nicht hätte bieten können. Jeden Abend faszinierte uns der Blick aus dem Hostel auf ein Neues. Es hatte fast etwas Meditatives und beruhigte einen auch bei schlechter Stimmung.
Klar, wir sind an der Ostsee, da müssen wir auch mal an den Strand. Schließlich gilt Warnemünde seit dem 19. Jahrhundert als bedeutendes Seebad: 1834 kamen auf 1.500 Einwohnern bereits 1.000 Badegäste. Über die Promenade bekommt man alle paar Meter die Möglichkeit sich ein eigenes Fleckchen auszusuchen, teilweise ist der Strand sogar 150m breit.
Wir fanden am Strand ziemlich schnell die Strandbude, die auch Surfkurse anbietet (sie wurde uns allerdings auch von den lieben Menschen des Dock Inn empfohlen): Das Beachhouse. Neben jedem erdenklichem Surfsport kann man hier auch nur rumhängen, wir entschieden uns für beides. Also gab es an einem Tag Stand Up Paddeln (danke für dieses tolle Geburtstagsgeschenk!!!), und an einem Anderen viel Sonne, plus rumhängen. SUP fahren mit Wellengang ist definitv etwas anderes, als auf der Alster und strengt mehr an, macht jedoch nicht weniger Spaß.
Dank des Wellengangs, der durch die einlaufenden Fähren entsteht, gibt es in Warnemünde auch eine kleine stehende Welle für Wellenreiter. Für ca. eine halbe Stunde entstehen Wellen mit einer Höhe zwischen 50cm und 150cm – perfekt zum üben. Diese ist allerdings seit einiger Zeit kleiner geworden, seitdem die Fähren vermehrt auf Hybrid Antrieb umschalten, ist die Verdrängung des Wassers geringer geworden und die Welle läuft nicht mehr ganz so hoch am Strand aus ...
Glühwein im Mai. Gibt es auch nicht alle Tage. War aber nach zwei Stunden kaltem Seewasser (8,5° vs. Lufttemperatur 8,8°) in den Surfsschuhen nötig. Was ein grosser Spaß! Prosit! Auf's Meer ... |
Mit dem Beachhouse-Team trinkt man im Mai auch gerne Glühwein. |
Bei Wellengang und Sturmgebruus ruht unsre Seele aus, schnell liebe Grüße nach tohuus, es geht gleich wieder raus. |
Was soll ich sagen, Warnemünde, offiziell Seebad Warnemünde, ist ein beschauliches kleines Örtchen. Alt und neu im Mix, mal mehr, mal weniger schön, alte Friesenvillen und Plattenbauten aus dem Tourismusboom entstanden. Da ich bislang nie dort war, habe ich es bisher immer als eigene Stadt wahrgenommen habe. Eigentlich ist Warnemünde jedoch ein Stadtteil von Rostock. Die Hansestadt ist nicht weit entfernt, und mit dem Auto in nur ein paar Minuten zu erreichen. Doch, dieses kleine Örtchen verdient es eigenständig wahrgenommen zu werden, die Strandsandkunst sollte bewundert und die Robben und Seelöwen im unieigenen Robbenforschungszentrum besucht werden.
Auch wenn der hauseigene Koch des Dock uns fast jeden Wunsch von den Augen ablas und mir sogar Brötchen ohne Hefe zum Frühstück bereitete, erkundeten wir die örtlichen Gastronomien.
Ein kleines Häuschen fiel uns an einem Abend bei der Heimfahrt auf und wir stoppten auf Grund des gemütlichen Ambiente: Am alten Strom liegt das "Zum Stromer." Proppenvoll, doch in uriger Atmosphäre trafen sich hier die unterschiedlichsten Menschen und genossen das Essen – wir auch.
Schneller als gedacht war die Woche doch schon wieder um, doch was soll's wir haben uns direkt noch mal verabredet und sind Ende diesen Monats wieder im Dock Inn. Denn, wir wollen alles ausprobieren, was im Mai noch nicht fertig war UND, alles Tolle nochmal machen. Ob das wohl an einem Wochenende klappt?
Sicher ist, neben der Besichtigung des Teepotts und der "Hohen Düne", möchte ich mit den Robben schwimmen und die hauseigene Kletterhalle des Dock Inn ausprobieren – ich kenne mindestens drei Freunde, die an dieser Stelle "ENDLICH" rufen. Haha, mal schauen, wie viel Kraft ich wirklich habe und ob ihr mich ab nun verpflichten könnt, mit euch in die Sächsische Schweiz zu fahren – vielleicht möchte ich auch immer wieder nach Warnemünde? 😊
Ich hoffe, ich konnte euch ein wenig neugierig machen und eure Lust auf Warnemünde mit meinem kleinen, nicht kurzen, Bericht ein wenig wecken. Das Hostel ist noch ein kleiner Geheimtipp, also besucht es lieber schnell, bevor dort gar keine Zimmer mehr frei sind.
Ein Doppelzimmer von 25 m², wie wir es hatten, könnt ihr ab 29€ die Nacht buchen. Es gibt aber auch Vier- oder Achtbett-Zimmer und sogar ein Ferienapartment und zwei Suiten (ab 49€) (ein Hotelzimmer in Warnemünde kostet im Durchschnitt 99€). Nach unserem nächsten Besuch werde ich euch berichten, wie es sich in einer Suite schläft.
Erreichen könnt ihr das Dock Inn Warnemünde
via Telefon unter 0381 / 670 70 0 oder einfach via Mail: info@dock-inn.de
Vielen Dank für die Einladung und die einzigartige Umsorgung an Christoph, Anne und das ganze Dock Inn Team – wir erfreuen uns noch immer an unserem Aufenthalt und können den Kommenden kaum abwarten < 3
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