Ist das zunehmende Profilieren der traurige Grund dafür, dass die ursprüngliche, gegebene Einzigartigkeit eines jeden Menschen in unserer Gesellschaft mit all seinen Stärken, Schwächen und Qualifikationen nicht mehr akzeptiert wird? Profiliert man sich nur deswegen, um aus der Masse herauszustechen und Vorurteilen entgegenzuwirken? Je bunter, umso höher ist die Chancen auf Anerkennung und Fortkommen?
Früher, zu Zeiten der Romantik, suchten die Menschen eher nach dem Besonderem, dem Authentischen und dem Moment. Es ging um das Verhältnis vom Individum und der Welt. Heute orientiert sich der Einzelne stark an Marktmechanismen, und dort gewinnt im Moment die Aufmerksamkeit. Das Außergewöhnliche bekommt mehr Anerkennung, als das Normale. Was ist normal? Gewinner und Verlierer werden anhand von, beispielsweise: Klicks <-> keine Klicks, einer moderne Stadt <-> dem Industrieverlierer bewertet.->->
Was ist mit der ursprünglichen Einzigartigkeit? Wir haben sie alle und sind einzigartig – werden wir von anderen Menschen, im sozialen Kontext, auch als einmalig außergewöhnlich wahrgenommen? Oder ordnen wir Andere schnell in eine Gruppierung ein, um uns selbst zu orientieren? Anhand von Musikgeschmack, Parteiwahl oder Styling? Sind kollektive Bewegungen jetzt also das "Besondere", weil sich die Gemeinschaft von anderen, besonderen Gemeinschaften abgrenzt?
Dinge, Orte, Ereignisse, Projekte, Kollektive sind meist besonders einmalig. So entsteht allerdings auch eine Welt voller kollektiver Singuläre mit vielen, ganz eigenen, Individuen.
Wir wollen Identifikation, ohne austauschbar zu sein und dabei etwas Besonderes sein, ohne ausgetauscht werden zu können.
Gesellschaft funktioniert allerdings nur, wenn es Verbindlichkeiten gibt, diese könnte man auch als das Allgemeine, das allen Gemeine bezeichnen. Viele Gruppen einigen sich auf Gemeinsamkeiten. Ein Minimum an Gleichheit brauchen wir zum Beispiel für die Demokratie. Jeder ist gleich viel Wert. Diese Form ist die, die bei uns existiert. Dies ändert sich schnell, wenn man anfängt einzelne Kollektive zu betrachten. Wonach streben wir? Nach einem Konstrukt, das uns aufnimmt und etwas vorgibt, Zuordnung, nach Gleichheit für jeden Menschen? Wollen wir gleich, wie alle sein?
Das Individuelle ist
für viele Menschen der Aspekt des Lebens, der zu ihrem Glück beiträgt.
Tun was mir gefällt, machen, was ich möchte. Aus diesem allgemeinen
Bedürfnis entstanden ganze Wirtschaftszweige, die es bedienen. Diese
wiederum machen das "besonders sein" zu einer erwünschten
Verhaltensweise.
Haben wir dadurch mehr Mut oder schüchtern wir uns gegenseitig ein? Je
mehr Stabilität die Gesellschaft in ihren Normen aufweist, umso mehr
Individualisierung kann sie dem Bürger zugestehen.
Könnte es also zusammengefasst werden in: Sei individuell, doch übertreibe es nicht! Zu allgemein sein, kann schaden, denn was bleibt dann? Fragen über Fragen und nur ein Ansatz von einer vielschichtigen Gesellschaftsicht.
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