Die Sache mit der Unterwäsche ist so eine Sache. Ohne BH, mit BH, unter der Kleidung hervorschauend getragen, so integriert, dass sie direkt in der Klamotte ist, bunt, gewickelt, bequem nahtlos und und und ... alles ist schön! Denn, wichtig ist, dass wir uns darin wohlfühlen und uns mögen. Und ja, ist ja klar, wir haben alle bestimmte Vorlieben bei der Unterwäsche und doch, ist es nicht viel eher das Bewusstsein, dass den Menschen in Wäsche vor uns liebenswert erscheinen lässt? Ich fühle mich vom Styling und der Atmosphäre, die für die Darstellung der Kleidung an sich geschaffen wurde, oft mehr angesprochen und finde deswegen das ganze Outfit der gezeigten Situation gut.
Bei einem Instagram Bild meiner Freundin Melodie habe ich eine kleine Diskussion in den Kommentaren verfolgt, als ein User ihr schrieb; 'Es ist ja egal wie der Körper ist, doch die Unterwäsche könnte wenigstens etwas mehr Spaß machen.' Ja, bitte was ist denn Spaß bei Unterwäsche? Ist dies nicht im Gefühl des Menschen, der die Wäsche trägt? Für mich persönlich bedeutet Spaß am besten gar kein Chichi, alle Wäschestücke sind nahtlos und in Schwarz oder nudefarben. Und dann habe ich wieder Phasen, da trage ich gerne Sterne und Spitze oder auch mal den Sport-BH drunter. Hauptsache, es fühlt sich gut an und zusammenpassen muss der Schlüpper sowieso nicht zum Bustier. Und wer sind wir eigentlich, dass wir anderen Menschen empfehlen wollen, was ihnen Spaß macht, wenn sie sich in Damen Unterwäsche, egal welche Optik diese haben mag, sehr gut fühlen?
Wenn ich das Bild von Melodie betrachte, sehe ich eine Frau die stolz ist auf das, was sie in ihrem Leben geschaffen hat, die es schafft andere, noch nicht so selbstbewusste Frauen und Männer darin zu bestärken, dass sie genauso wie sie sind, gut sind, egal welche Maße der Körper hat. Die trotz dieser eigenen Stärke eine Frau ist, die es schafft Nähe zuzulassen – durch ihr ganzes Wesen, Stärke, Schwäche, Witz, Ernsthaftigkeit, Leidenschaft! All das sehe ich, wenn ich sie auf dem Bild anschaue.
Wenn ich dann diesen Kommentar zu der Farbigkeit der Wäsche lese, frage ich mich jedoch, wie sehen wir andere Menschen eigentlich? Na klar, ich weiß ob der ganzen Psychologie dahinter, was sehen wir im Anderen wahrnehmen und deswegen fühlen. Und doch frage ich mich, ist es nicht auch genauso gut möglich, sich selbst bei der Beurteilung von Anderen zurückzunehmen? Ist dieses jahrelang erlernte Muster der Beurteilung einfach zu durchbrechen? Denn, was macht unseren Charakter aus und wie wollen wir selbst von anderen wahrgenommen werden? Ich freue mich, wenn anderen gefällt was ich trage, doch ich möchte eher, dass ich dafür gemocht werde, wie ich mit anderen Menschen umgehen. Wie achtsam wir mit uns und der Um/Welt sind, diese Werte und Eigenschaften, die wir uns im Laufe des Lebens durch unsere Erfahrungen aneignen – wegen denen werden wir gemocht und geschätzt!