Wettertechnisch kommen wir in Hamburg gerade ziemlich gut weg. Für die Natur und die Landwirtschaft ist es nicht so gut, doch es gegenüber dem üblichen Hamburger Schietwetter ist es schon ein bißchen schön. Denn hier wundert sich hier niemand über Regen. Erst recht nicht im dafür bekannten April. So ist es nicht nur in der Hafenstadt, doch ich frage mich
zwangsläufig, warum halte ich diese stürmischen Tage und Nächte seit fast zehn Jahren aus? Warum packe ich meine Winterjacke nie wirklich weg, sondern immer "erstmal" ein? Und warum bin ich trotz allem glücklich, wenn ich klitschnass vom seitlichen Regen nach Hause komme?
Ich denke an einen Moment im Spätsommers 2017 zurück: Ich
bin 2.290 Kilometer von zu Hause entfernt, schaukle bei 18 Grad auf der
Luftmatratze hin und her und warte bis die Sonne endlich hinter dem
griechischen Horizont untergegangen ist. Es ist nicht warm, doch es ist
egal. Meine Füße baumeln im Meer und als ich glücklich in ein Handtuch
gehüllt und bibbernd zu meinem Bungalow zurücklaufe, werde ich von den
deutschen Urlaubsnachbarn angesprochen: „Du kommst bestimmt aus Norddeutschland.“
Ich verspreche euch, ich habe keine HSV-Flagge gehisst oder St.Pauli-Parolen
vor meiner Terasse aus zum Besten gegeben. Als wir uns unterhalten stellt
sich heraus, sie kommen selbst aus einer Stadt im Nordwesten
Deutschlands und schwärmen für Hamburg.
Der Liebe zu dieser Stadt, bin ich schon in den unterschiedlichsten Regionen Deutschlands begegnet. Wer einmal im Venedig des Nordens war, fängt wohl zwangsläufig an, für die Stadt zu schwärmen. Beim
Abendessen zwischen all den unterschiedlichen deutschen Akzenten horche
ich automatisch nach plattdütsch und frage ich mich, was ist eigentlich so toll an Hamburg?
Obwohl ich vorher niemanden in dieser Stadt kannte, bin ich immer wieder froh den Umzug gewagt zu haben. Nun lebe ich seit 2010 hier
und kann mich an nur eine Woche erinnern, in der ich großes Heimweh
hatte. Wegen akuter Sehnsucht nach dem Witz und Sarkasmus der
Ruhrgebietsmenschen. Etwas, nachdem man in Hamburg länger suchen muss.
Damals habe ich diese Eigenschaften so sehr vermisst, dass ich überlegte
zurückzugehen. Doch ich blieb, wartete ab, fand sie auch im Norden und
habe es nie wieder bereut.
Damals stand am
nächsten Urlaubsmorgen auf einer deutschen Zeitung des griechischen
Kiosk: „111 Gründe, Hamburg zu hassen“ – so der Titel eines Buches. Ich
erschrecke kurz, was ist denn da los, MUSS ich mich nun mit diesem
Thema auseinandersetzen oder sieht man einfach immer, was einen
beschäftigt?
Ich denke in jedem Fall darüber nach, warum ich diese Stadt liebe. Kann ich es in nur eine Antwort packen? Sämtliche schöne Orte sind aufzählbar, doch darum geht es eigentlich nicht. Die schönste Stadt Deutschlands zu sein, dies behaupten auch Köln oder München von sich. Und dass es hier schöne Ecken gibt, hat uns das Stadtmarketing so oft erzählt, dass auch die New York Times es mittlerweile weiss.
Nachdem
ich mit diesen Gedanken an einem nichtdeutschen Strand liege, möchte
ich behaupten, es gibt noch einige andere Städte auf der Welt, die
unfassbar schön sind. Der Eine mag Berge, die
Andere Wasser. Ich bin trotz der ganzen Touristen, die sich am Hafen an
Hamburg-Käppis und -Pullis vorbeidrängeln, gern dort und schau auf das
Wasser und die Besucher. Ich freue mich, dass so viele Menschen zu Besuch kommen und sich an den Barkassen, Lastschiffen und Kreuzfahrtdampfern erfreuen.
Ich muss nicht, doch ich kann hier am Hafen sein und genau dieses einfache Gefühl macht für mich die Stadt aus: Ich muss nicht, doch ich kann.
Ich muss nicht zu den touristischen Großveranstaltungen der Stadt, doch
ich kann. Ich mag kein Astra, doch ich kann eine Apfelschorle trinken,
während mein Gegenüber sein Lebensgefühl mit diesem Bier aus Hamburg
zelebriert.
Ich muss in Hamburg nicht alles gut finden.
Jeder hat hier etwas, gegen dass er ist: War es Olympia, ist es das
(noch nicht) begrünte Dach auf dem Feldstrassenbunker oder einfach nur
die Hafencity.
Es ist so alles so nah, Kunst, Kultur, Street Art, Kiez, Klassisches, Neues.
Man kennt sich und lässt sich doch immer wieder von Neuem beeinflussen.
Die Offenheit in Verbindung mit der Sturheit passt irgendwie nicht
zusammen, ist jedoch typisch.
Typisch
für die Sturheit ist zum Beispiel: Es gibt so vieles auf der nördlichen
Elbseite, was einen Besuch begründen würde und doch waren viele
Menschen bislang noch nie in Wilhelmsburg. Es wird als "zu weit weg "
bezeichnet und würde zu lange dauern. Trotzdem stellen sich die Menschen
ohne Murren in den Stau auf die Elbchaussee, um sich einen freien
Zentimeter am Elbstrand zu suchen. Der Beachclub in Harburg liegt an
einem weiteren Hafen und einer ausgebauten Fahrradstrasse. Die
Schickeria findet sich dort nicht ein, doch nette Menschen allemal.
Trotz all der Unterschiede, die schon aufgrund der Stadtteile personifiziert werden könnten, gibt es das schlichte Wir-Gefühl. Es ist kleinstädtisch hier in Hamburg. Und doch ist es das Tor zur Welt. Das lieben Besucher, Quiddjes und Hamburger. Hier kann Jeder gut sein und deswegen lässt es sich hier gut leben.
⚓️❤️
Tipp: Wer noch nie hier war und nun akute Lust verspürt die Stadt kennenzulernen oder wiederzusehen, schaut mal hier (achtung, Werbung wegen Verlinkung), bei Expedia.de. Dort findet ihr mittlerweile nicht nur komplette Reisen, sondern auch Möglichkeiten bei einem Städtetrip in einem der Hotels der Stadt unterzukommen. Gute Reise!
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