Heutzutage steht es für fast alle Schüler:Innen auf dem Lehrplan, Kafka zu
lesen. Mein Deutschlehrer bevorzugte Goethe, weswegen ich nie
in das kafkaeske Vergnügen gekommen bin. Seine Geschichten werden als
ein bisschen surrealistisch, expressionistisch und ironisch beschrieben –
das liegt mir.
Typisch für seine Werke sind eine lineare Erzählführung,
eine schnörkellose Sprache und eine detailgetreue und realistische
Darstellung – das bin ich eher nicht.
Zugleich sind, so habe ich gelesen, fast alle seiner Werke
parabelhaft
angelegt; diese „Verschlüsselung“ führte zu diversen und oft konträren
Deutungsversuchen. In seinen Erzählungen gibt es eine Mischung aus
reiner Fantasie, Philosophie, Psychologie, Religion und Pädagogik. Ein
regelmäßig wiederkehrendes Motiv bei Kafka ist
z. B.
das der Entfremdung. Klingt alles in allem sehr spannend und da ich
unbedingt mal wieder ins Theater wollte, habe ich die Aufführung von
"Das
Schloss" im Hamburger Schauspielhaus dafür genutzt, Kafka kennenzulernen.
Kaum ging der Vorhang auf, ging es los. Es hämmert aus der einen Ecke, in der
anderen wurde gesägt, irgendwo klopfte es unerlässlich, in einer weiteren
Ecke sprühten Funken, Nebel hing im Raum. Umgesetzt von Regisseur
Viktor Bodo und in einem Bühnenbild von Zita Schnábel beginnt das 1922 entstandene Werk "Das Schloss" mit Allerlei. Und Carlo Ljubek, der durchgehend auf der Bühne zu sehen ist.
In weiteren Rollen spielen Lina Beckmann (😻), Yorck Dippe, Josefine Israel, Christoph Jöde, Jan-Peter Kampwirth, Matti Krause, Carlo Ljubek, Sasha Rau, Bettina Stucky, Jan Thümer und Michael Weber. Die ganze Zeit über begleitet von harmonischer bis surrealer Musik aus dem Orchestergraben.
Auf der Bühne geht es in einem Marathon durch die Welt, sinnbildlich in Form der Bürokratie, die zusehends anstrengender wird. Zu Beginn ist Carlo, aka K. - der Landvermesser, noch frohen Mutes und hat den ein oder anderen Witz auf Lager, mit der Zeit wird er zusehend mürbe ob der Mauern und Hindernisse in seinem Weg, er leidet, er schwitzt, er verzweifelt.
Die Geschichte? Ein Landvermesser wurde vom Grafen des Schlosses für die
Landvermessung beauftragt. Auf seinem Weg dorthin wird er gezwungen in
einem Dorf, dass in der unmittelbaren Nähe ist, zu verweilen, da er
einfach keinen Zutritt zum Schloss bekommt. Obwohl die Dorfbewohnerinnen
und Dorfbewohner einiges über das Schloss und die Angestellten erzählen
können, helfen sie K. nicht, das Schloss zu erreichen und verwirren ihn
Zusehens. Bei all seinen Versuchen scheitert er und jede:r, mit dem er spricht, zieht ihn noch mehr runter.
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Produktionsfotos © Thomas Aurin |
Nach über zwei Stunden in denen Carlo, aka K. immer on the run
ist, ist er
dem Ziel zum Greifen nah – wie es ausgeht? Am 20.11. wird das Stück zum
nächsten Mal im Deutschen SchauSpielHaus Hamburg aufgeführt – sichert euch doch noch eine Karte.
Deutsches SchauSpielHaus Hamburg
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