Wenn Liebe Krieg wird – Gedanken zu einem Lied, das wehtut
„Bis wann ist es noch Liebe – ab wann ist es schon Krieg?“
Es gibt Zeilen, die treffen dich mit einer solchen Wucht, dass sie kaum Platz lassen zum Atmen. Diese hier ist so eine. Deine Cousine singt in „Keine Liebe verdient“ über die Trümmer einer Liebe – nicht leise, nicht verklärend, sondern mit einer radikalen Ehrlichkeit, die weh tut. Und genau deshalb so heilsam sein kann.
Denn die Wahrheit ist:
Auch die größte Liebe ist nicht davor gefeit, in Zorn umzuschlagen.
Auch die schönste Nähe kann zur Belastung werden.
Auch zwei, die sich einst mit allem gegeben haben, können sich mit allem bekämpfen.
Und oft wissen wir nicht mal genau, wann es angefangen hat.
Von rosa Brillen und scharfen Worten
Anfangs ist da diese Leichtigkeit. Ein Blick. Ein Witz. Ein „Du auch?!“. Und auf einmal scheint die Welt ein bisschen klarer. Zwei Menschen finden sich. Und man denkt: Dieses Mal wird es anders.
Aber irgendwann wird die rosarote Brille klarer – und mit ihr der Blick auf die Macken, die Unzulänglichkeiten, die alten Muster, die sich aneinander reiben. Was vorher charmant war, ist jetzt anstrengend. Was früher aufregend war, ist nun unverständlich.
Und dann beginnt er: der Kampf.
Er ist nicht immer laut. Manchmal ist er leise, passiv, schleichend.
Ein „Ist nichts“ mit zu viel Schweigen dahinter.
Ein „Schon okay“, das längst nicht mehr okay ist.
Ein Rückzug, ein Vorwurf, ein falscher Ton zur falschen Zeit.
Warum Streit oft weh tut – auch wenn er notwendig ist
Streiten gehört zur Liebe. Ohne Frage.
Aber nicht jeder Streit ist gesund. Und nicht jede Art zu streiten führt zurück zur Verbindung.
Manche Kämpfe verlieren beide.
Manche Argumente sind keine Suche nach Lösung, sondern gezielte Stiche, die da treffen, wo man am wundesten ist.
In „Keine Liebe verdient“ geht es genau darum:
Um den Moment, in dem man nicht mehr für die Liebe kämpft, sondern nur noch dagegen.
Um Ego. Um Schuldzuweisungen.
Und um das bittere Eingeständnis, dass man sich alles gegeben hat – nur nicht die Gnade, einander zu vergeben.
„Du triffst mit jedem Argument,
weil du all meine Schwächen kennst.“
Das ist kein Streit mehr. Das ist Krieg mit Wissen.
Und trotzdem – oder gerade deswegen – trifft uns dieser Song
Was mich an diesem Lied so bewegt:
Es ist keine Anklage. Keine Helden- oder Opferrolle.
Es ist ein Versuch, das Unfassbare zu begreifen:
Wie zwei Menschen, die sich alles bedeuten, einander alles nehmen können.
Und dass es manchmal keinen Schuldigen gibt – sondern nur zwei, die irgendwann aufgehört haben, sich zu sehen.
Was bleibt, wenn alles gesagt ist?
Vielleicht genau das: Ein Song, ein Gefühl, ein leiser Schmerz – und die Erinnerung daran, dass Liebe nicht immer reicht, aber ohne sie auch nichts geht.
Vielleicht braucht es genau diese Lieder, um uns daran zu erinnern:
Dass wir mehr Mut brauchen, wenn wir bleiben wollen, als wenn wir gehen.
Und dass es Größe ist, nicht zu verletzen, obwohl man könnte.
Zum Schluss ein Gedanke:
Was, wenn die Liebe gar nicht laut ist?
Was, wenn sie nicht „Recht haben“ will, sondern verstehen?
Was, wenn wir anfangen, nicht auf das zu hören, was der andere sagt – sondern auf das, was dahinter liegt?
Und was, wenn wir das nächste Mal einfach sagen:
„Ich liebe dich. Und ich will, dass wir beide heil bleiben.“
P.S.: Es gibt noch Tickets für das Album-Release-Konzert von Deine Cousine. am 09.05.2025 im Molotow in Hamburg.
Wenn dich dieser Song berührt hat – geh hin.
Lass dich treffen. Vielleicht auch ein bisschen retten.
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